Stooszyt

An der Grenze von Glauben und Religion

2023 war es erstmals so weit: Menschen ohne Religionszugehörigkeit waren die grösste (ironisch, we know) Gemeinschaft im Land. Konfessionslosigkeit ist ein Thema, das auch die katholische Kirche in Luzern stark beschäftigt. An einem Podium will die Kirche deshalb über Glauben und Konfession sprechen. Missionieren soll dabei kein Ziel sein.

Am Podium geladen sind unter anderem Tobias Haberl. Er hat mit "Unter Heiden" ein Buch veröffentlicht, in dem er sich zum Glaube und der Kirche bekennt. Ihm gegenüber steht der Freidenker Valentin Abgottspon. Dazu kommen noch ein Religionswissenschaftler und andere Menschen, die sich intensiv mit Konfession und Konfessionslosigkeit befassen. 

Im Podcast zu hören ist Valentin Beck, Seelsorger in der Pfarrei St.Paul. Er erzählt von Diakonie, der Bedeutung von Religion in seiner Arbeit und ihrer Zukunft.

(organisierte) Religion in der Krise

Sowohl die Katholische, als auch die reformierten Landeskirchen haben harte Jahre hinter sich. Kirchenaustritte werden häufiger, mittlerweile ist es bereits Geschäftsmodell, au der Gemeinschaft auszutreten. Der Megatrend zum Kirchenaustritt zieht sich quer durch Westeuropa. Gründe dafür gibt es viele: Überdruss jahrelanger Hegemonie, Skandale innerhalb der Organisation, Missbrauchsvertuschung. Zahlen des Bundes zeigen ein klares Bild: 2023 war die grösste Religionszugehörigkeit, nicht in einer Kirche zu sein. Mittlerweile geben 35% de Schweizer*innen an, keiner Religion anzugehören.

Quelle: BFS – VZ (1970–2000), Strukturerhebung (SE, 2010–2023)

Glaube ist nicht unbedingt Religion

Trotzdem - Menschen fühlen sich weiterhin spirituell verbunden. Glauben kann vieles bedeuten und ganz unterschiedlich aussehen. Den spirituellen Bezug zum Universum suchen Menschen seit Anbeginn der Zeit. Dass nun Menschen, die nicht Teil einer religiösen Gemeinschaft sind, automatisch nicht Glauben ist also ein Irrtum. Valentin Beck, Pfarreiseelsorger in der Pfarrei St. Paul, betont, dass auch Menschen, die nicht Teil seiner Gemeinschaft sind, tief religiös leben können. Im Gegenzug teilen auch nicht alle Christ*innen die gleiche Auffassung und Nähe zum Glauben.

Stichwort Diakonie, Stichwort Sparen

Viele der Deinste, welche organisierte Glaubensverbände leisten, spielen sich ausserhalb ihrer Glaubensräume ab. In der Römisch-Katholischen Kirche ist das die sogenannte Diakonie. Dazu gehören Angebote wie die Gassenarbeit oder Besuche in Altersheimen. Bei diesen Diensten spielt es keine Rolle, wie Betroffenen ihren Glauben leben. In der Gassenarbeit wird nicht nach dem Gebet verlangt, bevor Hilfe geleistet wird. Grosse Teile dieser Arbeit (etwa das Schulwesen oder öffentliche Gesundheit) wurden im Verlauf der Jahrhunderte säkularisiert. Wo früher Nonnen Kranke versorgten, greift nun dier Staat. 

Wenn nun diese religiösen verbände an Bedeutung verlieren, fällt auch ihre Kraft weg um diese Dienste zu leisten. Diakonie ist ein zentraler Teil der Kirche, aber eben nicht der einzige. Dass gespart werden muss, ist nicht auszuschliessen. Und doch, in Luzern soll soziale Arbeit weiterhin wichtig bleiben.

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