Stooszyt

Kulturelle Entwicklungshilfe vor dem Aus

Die Schweiz muss sparen. Wegen drohenden Defiziten im Budget hat der Bundesrat dem Land ein umfassendes Sparprogramm verschrieben. Von Bildung bis zum Verkehr, an praktisch allen Posten ausser der Armee werden Budgets gestrichen und Beiträge gekürzt. Hart getroffen wird internationale Zusammenarbeit und die Kultur.

Es ist eine schwere Zeit für die humanitäre Tradition. In der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (kurz DEZA) müssen dieses Jahr 110 Millionen eingespart werden. Im Finanzplan 2026 bis 2028 sollen noch 321 Millionen dazu kommen. Das bedeutet, dass in der DEZA Prioritäten gesetzt werden.  Weil Unterstützung der Ukraine, humanitäre Hilfe und Friedensförderung Vorrang haben, wird am Ort gespart, der stets den Kopf hinhalten muss. Nämlich bei der Kultur. Im Podcast erklärt Rahel Leupin, Geschäftsleiterin eines DEZA-Partners, wieso ihre Leistungen wichtig sind.

Schweizer Partner*innen bekommen die kalte Schulter

Ab 2029 zieht sich die DEZA von allen strategischen Partnerschaften mit Schweizer Kulturinstitutionen zurück. Betroffen sind 12 Organisationen, darunter das Locarno Filmfestival, das Zürcher Theaterspektakel oder das Kunstnetzwerk artlink. Gewisse von ihnen sehen sich durch die Streichung ihrer Gelder existentiell gefährdet.

Internationale Arbeit über Umwege

Die 12 Partner der DEZA wirken primär in der Schweiz. Sie veranstalten Konzerte, Festivals, Ausstellungen und andere kulturelle Projekte. Mit ihren Projekten ermöglichen sie Kulturschaffenden aus Entwicklungsgebieten Arbeit in der Schweiz. Die höheren Gagen sollen dann direkt in das Kulturleben der Herkunftsländer fliessen. Diese indirekte Art der Kulturförderung ist sehr effizient, meint Rahel Leupin, Geschäftsleiterin von artlink. Die Netzwerke, die in den vergangenen Jahren entstanden, würden Franken für Franken Wirkung zeigen. Dazu kommt, dass durch die Umsetzung in der Schweiz, auch hierzulande Mehrwert geschaffen wird.

Ein Beispiel, wie diese Partnerschaften wirken können, ist das Projekt Airtime, das Radio 3FACH zusammen mit artlink und dem Südkulturfonds realisieren konnte. 

Neben den Partnerschaften wird auch der Südkulturfonds beendet und die Zahlungen an die UNESCO eingestellt. Beide diese Gefässe waren über lange Zeit bewährte Methoden, die kulturelle Vielfalt zu sichern. Laut Rahel Leupin ist eine freie, stabile Kulturszene wichtig für eine freie Gesellschaft.

Einige der betroffenen Organisationen

4 von 110: Organisationen hoffen auf Dialog

Das Budget für diese Kulturpartnerschaften wurde bereits um 45% gekürzt, nun steht die komplette Streichung an. Die Programme haben jährlich 3.7 Millionen gekostet. Jetzt sind sie ein Teil der 110 Millionen, die bei der internationalen Zusammenarbeit wegfallen. Auf Anfrage beim EDA, welchem die DEZA untersteht, wird angegeben, dass Kultur allerdings weiterhin eine Rolle spielt. Statt mit Partnerschaften in der Schweiz will der Bund mehr auf Förderung vor Ort vertrauen. Hier soll vor allem das Medium Film zum Zug kommen.

Es gilt die Empfehlung, dass Kooperationsbüros des DEZA ein Prozent ihres Budgets für Kulturförderung ausgeben, meint Rahel Leupin. Die 12 Organisationen wollen sich aber noch nicht geschlagen geben. In einer Medienmitteilung schreiben sie:

Kulturförderung gehört zu den essenziellen Werkzeugen der Entwicklungszusammenarbeit und sollte als solches ein wichtiger Bestandteil der DEZA bleiben.

Zurzeit wird ein Dialog mit dem DEZA gesucht. Denn noch wollen sich artlink und Mitstreiter*innen nicht geschlagen geben.

 

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