Stooszyt

Verstehen wir Amerika?

Am 20. Januar wurde es amtlich. Donald Trump begann seine zweite Amtszeit mit einem produktiven Tag. Austritte aus WHO und Pariser Klimaabkommen, strenge Grenzkontrollen und 1'600 Begnadigungen - die Liste ist noch länger als das. 

Im Podcast spricht US-Expertin Claudia Brühwiler über den American Dream und wandelnde Allianzen in der Wähler*innenschaft.

Verstehen wir uns?

US-Expertin Claudia Brühwiler ist Professorin an der Universität St. Gallen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich intensiv mit der Politik und Gesellschaft Amerikas. Die Frage "Wieso spinnen die Amis?" hört sie regelmässig. Obwohl Amerika durch Medien und Popkultur in Europa omnipräsent ist, löst vieles was auf der anderen Seite des Ozeans geschieht bei uns Kopfschütteln aus. Für Brühwiler ist Empörung aber keine konstruktive Reaktion. Für sie gibt es ein grundlegendes Missverständnis zwischen den Kulturräumen. Dass wir so viel über Amerika wissen, könnte hier ein Hindernis sein. Denn wenn wir ja so viel kennen über Amerika, wieso sollten unsere Annahmen (oder Vorurteile) nicht stimmen?

Trumps Milliardäre

Auch in der ältesten Demokratie der Welt ist Geld ein Faktor. Sogar schon ab Tag eins. Denn die Gründerväter Amerikas waren auch die reichsten Männer ihrer Zeit. Wenn an Trumps Inauguration nun die CEOs von Google, Amazon, Meta und X Schulter an Schulter stehen, ist das nur das Resultat einer langen, komplexen Verstrickung von Kapital und Regierung. Denn auch demokratische Präsidenten haben in der Vergangenheit gerne mit dem obersten Prozent des Landes angebandelt, um ihre politische Zukunft zu sichern. Neu ist aber, dass die Unternehmen, die nun so öffentlich Nähe zu Trump suchen, auch grossen Einfluss auf die öffentliche Debatte haben. Sie kontrollieren die Plattformen, über die sich Millionen von Nutzer*innen informieren und austauschen. Auch Expert*innen sind sich noch nicht sicher, wie dieser Einfluss einzuschätzen ist.

Ein ominöses Zeichen der Macht, die Trump über den Meta-Konzern ausüben könnte, haben wir schon erlebt. Am Tag seiner Einschwörung waren plötzlich Hashtags wie "Democrat" oder "Abortion" auf Instagram nicht mehr auffindbar. "Republican" hingegen war weiter verfügbar. Instagram bezeichnete den Vorfall als technische Störung, Nutzer*innen der Plattform witterten jedoch ein dunkles Vorzeichen.

Wandel der Wähler*innen

Schon seit Trump 2016 das erste Mal Präsident wurde, warnen Kommentator*innen vor der Gefahr, die er für die Demokratie darstelle. Im Wahlkampf 2020 und 2024 setzten Demokrat*innen immer und immer wieder auf diese Karte. Doch nach einem knappen Jahrzehnt konstanter Warnungen hatte sich dieses Argument abgenutzt. In den Augen der Wähler*innen waren es höchstens noch leere Worte, die Angst vor Trump musste an Eindruck einbüssen. Die Probleme ihres eigenen Alltags rückten in den Fokus. Trumps Wahlkampfstrategie bediente diese Alltagsängste. Entscheidende Teil der demokratischen Stammwählerschaft wanderten ab. 


Claudia Brühwiler ist nicht nur hier im Podcast. Du kannst sie live erleben: am aha-Festival im Südpol. Dort gibt sie ein Bühneninterview mit US-Korrespondent David Hesse, ihr Gespräch trägt den Titel "Wieso spinnen die Amis?". Dabei geht es um all die Wege, wie wir Amerika missverstehen.

>> hier gehts zum aha-Festival <<

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