The Bedroom Soul Club im AUX: Zwischen Traumwelt und Realität
Wie viel Groove passt ins Schlafzimmer? Das zumindest haben wir Alex Graf und David Stadelmann im AUX-Talk auf Radio 3FACH gefragt. Die beiden Mitglieder der Luzerner Band The Bedroom Soul Club haben ihre musikalische Welt mitgebracht – und geben Einblicke in Ursprung, Sound, Lieblingslieder und Zukunftsträume einer Band, die gerade dabei ist, sich aus dem Schlafzimmer auf die grösseren Bühnen zu spielen.
Vom Bettengeschäft zur Band
Dass Bandnamen aus der Not geboren sein können, ist bekannt. Dass er aus einem Bettengeschäft kommt, eher weniger. Drei der fünf Bandmitglieder lernten sich vor sechs Jahren beim Studium kennen – und gleichzeitig beim gemeinsamen Nebenjob: im Verkauf von Matratzen. Kein Wunder also, dass die "Bedroom"-Referenz gleich doppelt passt. The Bedroom Soul Club war geboren.
Was damals im Kleinen begann, ist mittlerweile gereift: Ein Debütalbum, schlicht betitelt mit dem eigenen Namen, erschien Anfang 2024. Mit "Sun" lieferte die Band eine erste Single, die sich irgendwo zwischen Tagtraum und Tanzboden bewegt. Ein passender Einstieg in ein Werk, das sich selbst als "moderne Gitarrenmusik inklusive Gesang und Schlagzeug" beschreibt.
Klanglandschaften zwischen Jazz und Indie
Was musikalisch passiert, wenn man fünf Köpfe mit ganz unterschiedlichen Vorlieben zusammenbringt? Bei The Bedroom Soul Club entsteht daraus eine Mischung aus Psychedelic Indie Rock, durchzogen von souligen Keys, vielschichtigen Grooves und jazzigen Details. "Wir haben unseren Sound mit der Zeit gefunden", erzählt Alex. Das sei kein einzelner Moment gewesen, sondern ein Prozess, der sich durch Jam-Sessions, Diskussionen und viele Live-Erfahrungen entwickelt habe. Deshalb spiele die Band auch längst keinen Neo-Soul mehr. "Den Namen behalten wir trotzdem", erklären die Beiden.
Auch in der Auswahl der AUX-Playlist wird das deutlich: Bon Iver trifft auf Flying Lotus, Tamino auf Queens of the Stone Age. Die Band spannt ihre musikalischen Fühler nicht nur beruflich in viele verschiedene Richtungen aus.
Musik für Morgenmenschen und Nachtdenker
"Wer hört eure Musik?" – Eine Frage, die Alex und Dave gar nicht so klar beantworten wollen. "Musik ist etwas sehr persönliches", antwortet die Luzerner Band. Wahrscheinlich aber seien es Menschen, die sich Zeit nehmen. Für Atmosphäre, für Details, für Dynamik. Es sei Musik für Morgenmenschen mit Kaffee in der Hand und für Nachtdenker mit Blick in die Stadtlichter.
Die Songs entstehen dabei, wie vieles bei der Band: organisch. "Manchmal ist es kreatives Chaos", sagt Alex. Was eine SRF-Dokumentation, welche SAC-Hütten thematisiert, mit The Bedroom Soul Club verbindet, erfährst du hier:
Support für die Szene, Kritik an der Industrie
Auch über das Musikmachen hinaus haben die beiden viel zu sagen. Die Schweizer Szene? "Kreativ, aber klein". Das Business? "Schwierig". Deshalb sei ein Leben als Vollzeitmusiker (noch) nicht drin. Alle Mitglieder arbeiten nebenher, jonglieren zwischen Alltag und Auftritten. Aber das Ziel ist klar: Bühnen bespielen, Platten veröffentlichen und Grenzen überwinden.
Was bleibt nach zwei Stunden AUX-Talk? Das Bild einer Band, die weiss, woher sie kommt, und eine unverbindliche Idee hat, wohin sie will. Die sich nicht in Genres zwängen lässt, aber klare Haltung zeigt. Und die mit "Sun" einen ersten (und wahrscheinlich auch nicht letzten) Longplayer vorgelegt hat, der nicht nur die Luzerner Indie-Szene, sondern auch das Radio 3FACH-Publikum begeistert hat.
Playlist:
J Dilla (The Shining) – So Far To Go
Makaya Mccraven – Ecaroh
Tom Skinner – The Journey
Loophole – Steppenläufer
Harnet – Floodlight
The War On Drugs – Unter The Pressure
Bon Iver – Holoscene
Tamino – Babylon
Jon Hassel – Dreaming
Flying Lotus – Zodiac Shit
Orlando Cachaito Lopez – Tumbanga
Kush K – Special
Dire Straits – Sultans Of Swing
Manu Chao – La Via A 2
Queens Of The Stone Age – Go With The Flow
Nativ – Funkaveli
Quantic – Life In The Rain
Patent Ochsner – Ausklaar (MTV Unplugged)