Sphaíra

Die Stimmen der Vergangenheit lebendig halten

Mit experimentellen Klangcollagen kämpfen indigene Künstler*innen auf der ganzen Welt gegen das Aussterben uralter Sprachen. In einer postkolonialen Welt, in der viele indigene Sprachen bereits ausgelöscht sind oder nur noch von einzelnen Menschen gesprochen werden, schaffen Projekte wie die von Mntana Wexhwele und Yirinda ein Archiv von uralter Weisheit und Identität. 

Zwischen spiritueller Praxis und Archivierung  

Mntana Wexhwele, auch bekannt als Nkosenathi Ernie Koela, hat selbst indigene Vorfahren und sieht sich als Bewahrer des kulturellen Erbes der zahlreichen indigenen Völker Südafrikas. Neben seinem musikalischen Schaffen baut er traditionelle Instrumente und bringt anderen Menschen bei, wie man diese spielt. Ausserdem doktoriert Koela in Kapstadt in indigener Musiktherapie. 

Im Zentrum seines neuen Albums !Habesi und seiner musikalisch-spiritueller Praxis steht der Wunsch, ein lebendiges musikalisches Archiv indigener Wissenssysteme zu erschaffen. Es entstehen Klang-Collagen aus den Erzählungen von Ouma Katrina Esau, der letzten bekannten Sprecherin des Nǀuu-Dialekts, und den Vibrationen traditioneller indigener Instrumente. Das Album wird zur Bibliothek, das den Nǀuu-Dialekt mit seinen charakteristischen Klicklauten festhält. Jede Melodie wird zum Echo der Vergangenheit, jeder Klicklaut zur Brücke in eine Welt, in der diese noch nicht durch andere Sprachen verdrängt waren.

Oume Katrina Esau, 91 Jahre alt, ist die letzte lebende Person, die Nǀuu spricht. Credits: instagram.com, Collage: 3FACH

Kunst statt Sprachwissenschaft

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass indigene Künstler*innen selbst Musik über die vom Aussterben bedrohten, indigenen Sprachen schaffen, da die Sprachwissenschaft lange Zeit von kolonialen Perspektiven geprägt war. Entweder wurden diese Sprachen als rein wissenschaftliches Objekt betrachtet oder als minderwertig angesehen und ihre Bedeutung sowie ihre einzigartigen kulturellen Nuancen wurden oft vernachlässigt oder falsch interpretiert. 

Uralte Lieder in modernen Kompositionen

Auch das australisch-indigene Duo Yirinda setzt sich in seinem gleichnamigen Projekt mit der Aufbewahrung einer uralten Sprachtradition auseinander. Samuel Pankhurst trifft mitsamt Kontrabass und atonalen Klangwelten auf die uralten Lieder von Fred Leone, einem der letzten Butchulla-Songmen. Die Butchulla lebten vor der Ankunft europäischer Siedler*innen noch zu tausenden rund um K'gai, nördlich von Brisbane. Heute sind es weniger als 200 von ihnen, die dort leben. 


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Die besten der besten Tracks landen hier!! <3


Playlist:

Mntna Wexhwele – !Habesi
!Habesi
Ncuu Esau
Ncuu Essau pt. 2
Ca.Ma.Gu

Yirinda – Yirinda
Dhangalim (Fly)
Nyun (Brother)
Guyu (Fish)
Ba Gi Lam (Fighting)Guyu (Fish)
Yunma (Sleep)

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