Sphaíra

Tiefgründige Musik aus dem peruanischen Amazonasgebiet

Wayku veröffentlicht mit ihrem Debütalbum Selva Selva Musik, die geprägt ist vom musikalischen Repertoire des Amazonasgebiets. Traditionelle Klänge aus Peru treten in einen Dialog mit Elementen von Rock, Jazz und Einflüssen aus der brasilianischen Musik und tropischen Rhythmen. Als Resultat entsteht ein Erkunden neuer Texturen, Rhythmen und Ausdrucksmöglichkeiten.

Waykus Musik ist geprägt von einem Dialog zwischen Rock, Jazz und traditionell amazonischer Musik. Dabei spielt das Musikgenre Pandilla eine zentrale Rolle: Als festliches und populäres Genre aus dem peruanischen Amazonasgebiet zeichnet sich Pandilla durch fröhliche Rhythmen, traditionelle Flötenklänge und Perkussion aus. Gleichzeitig widerspiegelt Pandilla als Genre auch die schmerzhafte Geschichte der Kolonialisierung Perus. Ursprünglich aus einem französischen Hoftanz stammend, verwandelte sich die Quadrille an der spanischen Grenze zur Cuadrilla. Spanische Konquistadoren nutzten die dazugehörige Musik zur Evangelisierung der lokalen Bevölkerung des Inka-Reiches.

Selva Selva ist das Debütalbum von Michel Paredes und Percy Aleksander Flores Navarro. Während der Aufnahme des Albums führte Flores Navarro in indigenen Gemeinschaften der Regionen San Martin und Loreto Feldforschungen durch, die die Thematik und die Klänge des Albums stark prägten. 

Songs wie Suchiche präsentieren sich als eine Hommage an die Heimatstadt von Flores Navarro: Tarapoto. Die Lagune Suchiche bildete lange Zeit den Kern der Stadt Tarapoto, die am Fusse der Anden liegt. In dieser Lagune wuchsen reichlich Taraputus-Palmen, von welchen der Name des Gebietes schliesslich abgeleitet wurde. Flores Navarro schreibt zu dem Song, dass er sich an die Geschichten seines Grossvaters erinnert, der die Lagune kannte, bevor sie trockengelegt wurde: Ihr Wasser war voller Fische, sie war geschmückt mit einer üppigen Vegetation und umgeben von riesigen Bäumen. Schliesslich wurde die Trockenlegung der Lagune von den Behörden der Stadt angeordnet. Der Song soll die Geschichte dessen heraufbeschwören, was die Lagune einst war.

Auch mystische Kreaturen und Erzählungen finden in den Stücken des Albums ihren Platz: Der Opener Chullachaqui erzählt von einem übernatürlichen koboldähnlichen Wesen, das in den Tiefen des Dschungels lebt. Das gleichnamige Lied bildet literarische Passagen durch eine mystische Klanglandschaft nach und bindet Elemente amazonischer Rituale ein. Die Verwendung unregelmässiger Metren ist dabei charakteristisch für die Musiktraditionen verschiedener indigener Gemeinschaften in der Region. Mit vielen Songs auf dem Album Selva Selva wird die Geschichte der Region angesprochen, Themen wie Marginalisierung, Konflikt und Gefühle der Vernachlässigung werden in die Musik miteinbezogen.

Flores Navarro bildet mit Selva Selva Klänge nach, die als heilende Lieder tief im Alltag von indigenen Gemeinschaften im Amazonasgebiet verankert sind, etwa als Teil von Ayahuasca-Zeremonien, aber auch als Alltagstraditionen wie chaucheo oder guapeo. Die Kernidee von chaucheo und guapeo ist es, Musik zu feiern – dies geschieht besonders anhand von spöttischen oder spielerischen Ausdrücken, die geäussert werden – Elemente, die für die Pandilla-Musik von grosser Wichtigkeit sind. 

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Die besten Tracks findest du in dieser Playlist:

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Tracklist:

Wayku - Selva Selva

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