Klassiker der Woche

Cat Power - What Would the Community Think

01.04.2024
von Jonas Albrecht

Es ist eines dieser Alben, die perfekt in diese Jahreszeit passen. Bäume zeigen neues dichtes Grün, im Bett liegen mit offenem Fenster, draussen regnets. Nochmals Kaffee machen, das Handy bleibt im Flugmodus und die ganze Zeit gekonnt prokrastinieren. Cat Power on repeat. 

Charilyn "Chan" Marshall alias Cat Power bekam in ihrer Jugend wohl einige Steine in den Weg gelegt. Der Hippie-Musiker Vater, der die musikalischen Ambitionen seiner Tochter unterdrückt. Platten zu kaufen war verboten. 10 verschiedene Schulen wegen stetigem Umziehen mit Stiefvater, mit 16 dann der High School Drop Out und komplette Kontaktabbruch zur Mutter. Gitarre spielen hat sie sich selbst beigebracht. Anfangs war Cat Power noch eine Band, die in einem Keller vor sich hin jammte und Konzerte spielte, um sich da gratis betrinken zu können und Drogen zu nehmen. 

Als Jugendliche in Atlanta kam Chan v.a. mit Punk Bands in Berührung, als junge Erwachsene nach New York umgezogen wurde der dortige Kontakt mit Free Jazz, Experimental und Noise prägend. 

Eine ihrer Shows in dieser Zeit bestand darin, dass sie eine zweisaitige Gitarre spielte und 15 Minuten lang das Wort "no" sang. 

In New York lernte sie auch den Gitarristen Tim Foljahn und den Sonic Youth Schlagzeuger Steve Shelley kennen, mit denen sie die ersten Studio Aufnahmen und dann eben What Would the Community Think produzierte.

Den "Hit" vom Album Nude As the News hier live performt in einer TV Show 1996. Im Song verarbeitet Chan eine Abtreibung, die sie im Alter von 20 Jahren machte. Das ganze Album ist von einer Gnadenlosigkeit durchzogen, die ihren bisherigen Lebenslauf widerspiegelt. Zu tragischen Hymnen unterdrückte Wut, so ruhig und kraftvoll wie's nur geht. Ein wunderschön verstörender Epos an musikalischer Traumaverarbeitung, der jetzt knapp 30 Jahre später noch mindestens genauso hittet. Oder wie damals der Musikkriter Mark Groescher schrieb 

"What Would The Community Think zu hören ist, als würde man einer Freundin zusehen, wie sie bald ihren Verstand verliert. Es ist ein wilder und manchmal verstörender Ritt, aber er ist vollkommen ehrlich. Und wie jedes gute Blues-Album ist es ansteckend."

Das Album erschien 1996 via Matador Records. 


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