Heute gehört der TB-303 zu den beliebtesten Synthesizer der Musikgeschichte. Seine markant blubbernden Basstöne sind im ausgehenden 20. Jahrhundert nicht zu überhören. Sei es im Acid House oder auf den dynamischen RnB- und Hip-Hop-Produktionen von Timbaland. Doch gab es auch eine Zeit, wo der TB-303 für einen Spottpreis in der hintersten Ecke von Musikstores landete. Die ganze Geschichte erfährst du in der vollen Sendung.
Basslinien aus der Zukunft
Roland wird 1972 mit einer einfachen Mission ins Leben gerufen: Sie wollen bedienerfreundliche Synthesizer für erschwingliche Preise auf den Markt bringen. Diese Aufgabe zieht sich bis in die 80er Jahre, als der legendäre TR-808 in den Läden erscheint. Die heute legendäre Drum Machine wird ursprünglich an Gitarrist*innen vermarktet. Mithilfe des TR-808 soll es ihnen möglich werden, Songs, für die es eigentlich ein Schlagzeug bräuchte, allein umzusetzen. Parallel dazu entwickelt Tadao Kikumoto den TB-303 (TB = Transistor Bass), welcher nun auch die Bassgitarre ersetzen soll. Doch das Gerät hört sich überhaupt nicht wie ein Bass an und ist entgegen der Geschäftsdoktrin von Roland auch verdammt kompliziert in der Bedienung. Als Edwyn Collins mit seiner Band Orange Juice den Song Rip It Up aufnimmt, muss er seinem Produzenten die Bassmelodie vorsingen, da er selber mit der Programmierung des TB-303 überfordert ist. Rip It Up schafft es 1983 auf Platz 8 der UK-Charts und wird somit die erste Hit-Single mit einem 303.
Acid in den Adern
Doch bleibt die Faszination für das Gerät äusserst bescheiden. 1984 wird die Produktion von Roland eingestellt, die übrigen Geräte werden für einen Spottpreis verkauft. So auch an Juan Atkins, der Mitte der 80er ein Exemplar für den Track Clear seiner Band Cybotron verwendet. Unter dem Namen Model 500 wird Atkins später zu einem der frühen Pioniere des Techno in seiner Heimatstadt Detroit. Nur wenige Stunden von der Motor City entfernt entdecken auch Phuture den Synthesizer. Ihr eher spielerischer Approach resultiert in aussergewöhnlich fluiden Bass-Lines, welche sich unkontrolliert über ein Bett aus pulsierenden 707-Beats breit machen. Acid Tracks gilt als eines der ersten Stücke des Acid House, eben der Musik, die später in Europa den Second Summer of Love ins Leben rufen wird und den TB-303 unsterblich machen wird.
Playlist
Cabaret Voltaire - Just Fascination - 7'' Version
Anne Clark - Our Darkness
Orange Juice - Rip It Up
Alexander Robotnick - Problèmes d'Amour
Charanjit Singh - Bhairav
Charanjit Singh - Yaman
Cybotron - Clear
Adonis - No Way Back
Phuture - Acid Tracks
Armando - Box Energy
Joey Beltram - Energy Flash
Hardfloor - Acperience 1
808 State - 808080808
A Guy Called Gerald - Voodoo Ray
Daft Punk - Da Funk
Aphex Twin - Cornish Acid
Aaliyah - Try Again
Missy Elliott - Lick Shots