Seit fast fünf Jahrzehnten schafft die japanische Künstlerin Phew Musik, die immer wieder aufs Neue überrascht. Von ohrenzerschmetterndem Post-Punk bis zu hypnotisch-linearen Krautrock-Meisterwerken ist alles dabei. Aus der Avantgarde ihrer Heimatstadt Osaka herausgewachsen, kreuzt sich ihr Werdegang mit dem der grössten Pionier*innen der elektronischen Musik. Einen Querschnitt einer kriminell unterbeleuchteten Karriere erwartet dich in der vollen Sendung.
Osaka Calling
Hiromi Moritami wird 1959 in Osaka geboren. Die Stadt ist in Japan bekannt für ihre besonders warmherzige, offene und manchmal etwas überdrehte Art – die perfekten Umstände für ein florierendes Kulturleben also. 1978 gründet der Musikjournalist Yuzuru Agi das Label Vanity Records. Neben Noise-Bands und Electronica-Tüftler*innen beherbergt das Label auch die Gruppe Aunt Sally, die erste Band von Moritami. Ihre Auftritte sind lärmig und roh; neben Eigenkompositionen gehören auch Covers ihrer Vorbilder aus dem englischen Sprachraum zum Repertoire. Erhalten ist zum Beispiel eine fast bis zur Unkenntlichkeit verstärkte Version des Beat-Klassikers My Generation (zu hören auf dem 2001 erschienenen Album Live 1978–79). Noch im Teenageralter veröffentlicht die fünfköpfige Band 1979 ihre Debütplatte – Sound irgendwo zwischen den betäubenden Kakophonien des New Yorker No Wave und kindlich-tänzerischer Post-Punk-Naivität.
Nach der Auflösung von Aunt Sally startet die Leadsängerin Hiromi Moritami unter dem Namen Phew ihr bis heute andauerndes Soloprojekt. Mit dem Elektronikvisionär Ryuichi Sakamoto, welcher 1980 gerade mit der Synth-Pop-Band Yellow Magic Orchestra so richtig durchstartet, nimmt Phew auch ihre erste Single Finale auf. Hypnotisch monoton ziehen sich immer wiederholende Elemente durch den ganzen Track. Hört man jedoch etwas genauer hin, entdeckt man auf Finale immer wieder kleine Elemente, die dem Sounddesign eine Tiefe verleihen, die gleichzeitig fasziniert und in Trance versetzt.
Für ihr Debütalbum zieht es die gerade mal 21-jährige Phew nach Köln ins Studio des Klangalchemisten Conny Plank, wo schon Grössen wie Kraftwerk oder Neu! an ihrem Sound feilten. In der Domstadt trifft sie auch auf zwei weitere Legenden der alternativen deutschen Musik: Holger Czukay und Jaki Liebezeit, welche in den 70er-Jahren mit ihrer Band Can neue, rhythmusbetonte, experimentelle Formen frei von amerikanischen Rock-Klischees entwickelten, sind ebenfalls auf der Debütplatte von Phew zu hören.
Playlist
Phew - CLOSED
Phew - SIGNAL
Aunt Sally - Aunt Sally
Aunt Sally - Kagami
Aunt Sally - Sameta Kajiba De
Aunt Sally - Subete Urimono
Aunt Sally - I Was Chosen
Aunt Sally - Frank Ni
Phew - Finale
Phew - KODOMO
Phew - DREAM
Phew - AQUA
Phew - P-ADIC
Phew - DOZE
Phew - FRAGMENT
Phew - Dirge
Phew - May
Phew - Bloom
Phew - The Last Song
Phew - Our Likeness
Phew - Being
Phew - Like Water And Water
Phew - Spring
Phew - Smell
Phew - Depth Of The Forehead
Phew - Our Element
Phew - Expression
Phew - Ocean