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Kosmische Klänge aus dem sowjetischen Zentralasien

Zwischen Indien, Russland, China und Iran liegt Zentralasien – ein Gebiet geprägt vom Austausch, auch weit nach der Blütezeit der Seidenstrasse. Zur Zeit der Sowjetunion werden die Städte des heutigen Tadschikistan, Turkmenistan, Kyrgistan, Kasachstan und Usbekistan zu Knotenpunkten des sowjetischen Kulturlebens. Allen voran die usbekische Hauptstadt Taschkent, die „Perle des Ostens“. Dort finden nach dem Zweiten Weltkrieg eine Vielzahl diasporischer Gemeinschaften ein neues Zuhause. Wie dieser Tummelplatz klingt, hörst du in der vollen Sendung.

Tanzen im Tauwetter

Im Zweiten Weltkrieg evakuiert die Sowjetführung Millionen Menschen aus den Kriegsschauplätzen des Westens in die Sicherheit der zentralasiatischen Republiken. Unter ihnen vor allem Wissenschaftlerinnen, Künstlerinnen und Technikerinnen. Gleichzeitig ist die Zeit Stalins auch geprägt von brutalen Zwangsumsiedlungen und Deportationen. Nach Stalins Tod und der darauffolgenden Tauwetterperiode unter Nikita Chrustschow lockert sich die staatliche Zensur. Auch der vorher als ideologisch verwerflich verworfene westliche Jazz und später der Rock finden plötzlich ihren Platz im kulturellen Leben der Sowjetunion. 1979 veröffentlicht die türkische Band Firyuza ihr selbstbetiteltes Album. Auf dem Cover sind die sieben Musikerinnen in traditionellen Telpek-Hüten abgebildet. Die Band wird gegründet als turkmenischer Beitrag für einen gesamtsowjetischen Musikwettbewerb, den sie tatsächlich auch gewinnt. Der Klang ist dynamisch und dicht, bleibt dabei aber immer organisch. Rock trifft auf Jazz und turkmenische Folklore. Das Album gilt heute als absolutes Sammlerstück und verkauft sich für mehrere tausend Franken im Internet. Zum Glück gibt es aber Gratis-YouTube-Bootlegs.

State-Approved Discos

Durch geschmuggelte Tonträger und westliche Radios gelangt Ende der 70er Jahre schliesslich auch der Disco in die Sowjetunion. So fängt der Komsomol, die Jugendorganisation der kommunistischen Partei, auch an, eigene Diskotheken zu führen. Bevor man dort aber in den Bann der Synthesizer gezogen wird, gibt es eine Stunde Pflichtvortrag über sowjetische Kultur und Werte. Wer ausserhalb dieses staatlich regulierten Systems versucht, ein Lokal zu führen, wird mit drakonischen Strafen in die Schranken gewiesen. So auch Davron Gaipov, der Gründer der usbekischen Discoband Original. Dieser verbringt fünf Jahre in einem Arbeitslager, da er Veranstaltungen mit Alkohol und betäubenden Substanzen organisiert.

Playlist

Sato - Kyzykčyklar 

Sato – Bojna 

Grieg Puschem Ensemble – Vikus Granata  

Firyuza - Ashgabat  

Nasiba Abdullaeva - Aarezoo Gom Kardam (I Lost My Dream)

Angelina Petrosova - Tantsuyushchiy Ostrov (Dancing Island)

Original - Bu Nima Bu (What's This) - Live, Janto Koité Edit

Original - Sen Qaidan Bilasan (How Do You Know)

Khurmo Shirinova - Paidot Kardam (Found a Sweetheart)

Natalia Nurumkhamedova - Nashi Ssori (Our Quarrels)

Bolalar - Lola

Yashlik - Radost (Joy)

Minarets of Nessef - Instrumental

Makhfirat Khamrakulova - Ya Zdala Tebya (I Waited For You)

Makhfirat Khamrakulova & Gulshan - Rezaboron (Rain)

Efsane - Meyhane

Original - Bu Nima Bu (Studio)

Ariran - Pomni Menya (Remember Me)

Ismail Jalilov & Synthesis - Guzal (Beautiful)

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