I guess you wonder where I’ve been. Nach etwa zwei Monaten ist Michelle endlich wieder zurück im Intravinyl – und das nicht mit leeren Händen. Aus ihren Reisen in Japan, Korea und den Philippinen hat sie uns Musik mitgebracht: von experimentellen elektronischen Klanglandschaften über herzerwärmenden Soft Rock bis hin zu Pionieren des koreanischen Punk. Die ganze Sendung gibt’s hier zum Nachhören.
Rein in die Sperrzone
Wann wird ein Geräusch zur Melodie, wann eine Abfolge von Impulsen zum Rhythmus? Diesen Fragen widmet sich Ryoji Ikeda in seinem Werk 5 zones. Geformt aus „rohen“ akustischen Elementen wie Systemrauschen oder Sinustönen bewegt sich der Sound nahe an den Grenzen des menschlichen Hörvermögens. Mathematisch präzise rhythmische Muster setzen wiederholt ein und verleihen dem Freifliessenden eine Form. Aus der Abstraktion bilden sich langsam fragile Klanglandschaften. Ryoji Ikeda lebt heute in Frankreich. Auch in der Schweiz war er schon aktiv, nämlich als Artist-in-Residence bei der Europäischen Organisation für Kernforschung CERN.
Schmusen in Manila
Vom durchkalkulierten, dystopischen Sound Ikedas geht’s weiter in die Wärme des Manila Sound – weicher, leichter Pop und Soft Rock der 70er-Jahre. Auf ihrem Album T.L. Ako Sa’yo kombiniert die Band Cinderella englisch- und tagalogsprachige Texte miteinander, um das Lebensgefühl Manilas einzufangen – locker, verspielt und städtisch. Lieder, die bewusst überzuckert von Romantik und Kitsch sind, wurden zu einer Form des Eskapismus während der Marcos-Diktatur, einer emotionalen Zuflucht in politisch angespannten Zeiten. Bis heute beeinflusst Cinderella die philippinische Musiklandschaft. Viele Artists greifen ihre warmen Melodien und romantische Direktheit wieder auf, während jüngere Musikhörer*innen durch YouTube-Mixes asiatischer City-Pop-Bands auch die Lieder von Cinderella wiederentdecken.
Die Nuss hat auch Gefühle!
Wir beschleunigen mit Crying Nut das Tempo. Eine der prägendsten Bands des koreanischen Punk-Rocks gründete sich 1995 im Clubmilieu des Seouler Trendviertels Hongdae. Ihr Debutalbum Speed Up Losers wurde 1998 zu einem Überraschungserfolg und verkaufte sich über 100’000 Mal. In den 90er-Jahren erholte sich Südkorea langsam vom Trauma der Militärdiktatur; ein Klima des Optimismus und der Offenheit prägte die Gesellschaft. Die Musikszene nahm immer mehr internationale Einflüsse auf. Neben der hochgradig durchgetakteten und hierarchischen K-Pop-Industrie bildete sich auch eine neue junge Independent-Bewegung unter dem Label Joseon Punk, zu der neben Crying Nut auch die Band No Brain gehörte.
Playlist
Cinderella - T.L. Ako Sa'yo
Cinderella - Sa Aking Pag-Iisa
Cinderella - Ang Boyfriend Kong Baduy
Cinderella - Superstar Ng Buhay KO
Cinderella - Tulak Ng Bibig, Kabig Ng Dibdib
Cinderella - Ang Pag-Ibig Mo
Cinderella - Ang Boypren KO
Cinderella - Ikaw Ang Idol KO
Cinderella - Sana'y Maging Steady Mo
Cinderella - Nakikinig Ang Buong Pilipinas
Cinderella - May Crush Ako Sa'yo
Cinderella - Bato Sa Buhangin
CRYING NUT - 묘비명 Epitaph
CRYING NUT - 말달리자 Speed Up Losers
CRYING NUT - 접속 Contact
CRYING NUT - 파랑새 Blue Bird
CRYING NUT - 검은새 Black Bird
CRYING NUT - 펑크걸 Punk Girl
CRYING NUT - 요람을 흔드는 돈 The Money That Rocks the Cradle
CRYING NUT - 뻔데기 Chrysalises
CRYING NUT - 안웃겨 So Not Funny
CRYING NUT - 성냥팔이 소녀 Matchstick Girl
CRYING NUT - 허리케인 Hurricane
CRYING NUT - 싸나이 Tough Guy
Ryoji Ikeda - 5 zones: zone 1
Ryoji Ikeda - 5 zones: zone 2
Ryoji Ikeda - 5 zones: zone 3
Ryoji Ikeda - 5 zones: zone 4
Ryoji Ikeda - 5 zones: zone 5