Von Bella Ciao bis zur Internationalen – Kampf- und Arbeiter*innenlieder sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig, sei es bei Gewerkschaftstreffen oder in deiner Lieblings-Netflix-Serie. In der heutigen Ausgabe von Intravinyl tauchen wir einerseits in die Welt der revolutionären Gesangsliteratur rund um Bertolt Brecht und Hanns Eisler ein und wagen anschliessend den Sprung in die französische Chanson-Tradition. Im Zuge des Widerstands gegen den Algerienkrieg und der 68er-Bewegung entstand dort – trotz des strengen Zensurapparats von Präsident Charles de Gaulle – eine rege Protestliedbewegung. Einen besseren Einblick gibt’s in der ganzen Sendung:
Arbeiter, hörst du es nicht?
Die 1920er- und 1930er-Jahre sind im Deutschland der Weimarer Republik geprägt von gesellschaftlichen Umbrüchen und starken politischen Auseinandersetzungen. Die künstlerische Zusammenarbeit des Sängers und Schauspielers Ernst Busch mit dem Lyriker und Dramatiker Bertolt Brecht sowie dem Komponisten Hanns Eisler ist massgeblich beeinflusst von der erstarkten Arbeiter*innenbewegung im Land. Alle drei überzeugte Kommunisten schaffen zu dieser Zeit Werke, die die Jahre überdauert haben. Während der Zeit des Nationalsozialismus müssen Brecht und Eisler ins Exil flüchten, Busch wird verhaftet und erst durch die Rote Armee befreit. In der DDR finden sie dann wieder zusammen und üben entscheidenden Einfluss auf die Kulturlandschaft des jungen Ostdeutschlands aus. Mit Auferstanden aus Ruinen komponiert Eisler auch die Nationalhymne der DDR. Nach der Wiedervereinigung wird zeitweise diskutiert, die von Brecht und Eisler geschaffene Kinderhymne als neue gesamtdeutsche Hymne zu übernehmen.
Ni Dieu ni maître
Im Frankreich der 1950er- und 1960er-Jahre erleben die melodiösen, gefühlsgeladenen Klänge des Chanson eine Blütezeit. Geprägt von der 68er-Bewegung und der gewalttätigen Niederschlagung der Unabhängigkeitsbewegung des damals noch unter französischer Kolonialherrschaft stehenden Algeriens finden auch revolutionäre Stimmen ihren Platz im Genre – so zum Beispiel Léo Ferré. In Liedern wie Les Anarchistes, Ni Dieu ni maître oder L’Affiche rouge thematisiert er Widerstand, Freiheit und Antimilitarismus. Seine Anklage gegen Präsident Charles de Gaulle im Lied Mon Général wird vom Staatsapparat zensiert. Auf dem Track weist er auf die widersprüchliche Rolle des ehemaligen Generals hin, der trotz der zahlreichen Menschenrechtsverletzungen im Algerienkrieg noch immer als grosser Befreier im Kampf gegen den Nationalsozialismus gefeiert wird.
Playlist
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Solidaritätslied
Ernst Busch, Hanns Eisler – Lied der Arbeitslosen
Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Sklave wer wird dich befreien
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Mutter (Im Gefängnis zu singen)
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht)– Grabrede
Ernst Busch, Hanns Eisler (Erich Weinert) – Der heimliche Aufmarsch
Ernst Busch, Hanns Eisler (Johannes Becher) – Wenn Arbeiter und Bauern
Ernst Busch (Erich Weinert) – Lied der Internationale Brigaden
Ernst Busch (Paul Dessau) – Die Thälmann Kolonne (Spaniens Himmel)
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Einheitsfrontlied
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Das Lied vom SA-Mann
Ernst Busch, Hanns Eisler (Bertolt Brecht) – Armut sparet nicht noch Mühe (Kinderhymne)
Hanns Eisler (Johannes Becher) – Hymne der DDR (Auferstanden aus Ruinen)
Rosalie Dubois - L'internationale
Léo Ferré - Ni dieu ni maître
Léo Ferré - Les anarchistes
Léo Ferré - L'affiche rouge
Léo Ferré - Regardez-les
Léo Ferré - La Marseillaise
Léo Ferré - Mon général
Claude Nougaro - Toulouse
Claude Nougaro - Paris mai
Dominique Grange - Les Nouveaux Partisans
Dominique Grange - À Bas l'Etat Policier
Dominique Grange - Chacun De Vous Est Concerné
Jean Ferrat - Camarade
Jean Ferrat - Ma France
 
                     
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
            