Wir wissen alle, dass die 90er die Dekade der harten Musik war. Punk Rock, Grunge und Nu Metal waren im vollen Gange – So auch der Post-Hardcore, den wir uns heute etwas genauer anschauen werden. Mit fünf Veröffentlichungen versuche ich das Bild des 90er Post-Hardcores zu komplettieren.
Fugazi - Red Medicine
Eine Post-Hardcore Liste ohne Fugazi wäre wie ein Burger ohne alles. Fugazi ist das Rückgrat dieses Genres. Entstanden sind sie aus der Asche der Bands Minor Threat und Rites of Spring, welche in den 80er Jahren bereits ihre eigenen Genre-definierenden Alben auf den Markt gebracht haben. Red Medicine mag wohl das kommerziell erfolgreichste Album der Band sein, doch den Bruch aller Punk Normen gab es bereits in 1989 mit 13 Songs und zwei Jahre später mit ihrem kulturell bedeutsamsten Album, Repeater.
Red Medicine wurde am 1. Juni 1995 via Dischord Records veröffentlicht
Drive Like Jehu - Yank Crime
Drive Like Jehu sind im wahrsten Sinne eine Lieblingsband der Lieblingsbands. Es ist mir ein Rätsel, wie mir dieses Album so lange entgangen ist, dass ich eine Radiosendung über einflussreiche Bands des Genres machen muss, um es zu entdecken. Yank Crime zieht Parallelen zum Sound Fugazis, treibt jedoch manche Elemente durch experimentelles Songwriting auf die Spitze. Die Songs sind länger, hypnotisierender und extrem ikonisch. Nach dem Release von Yank Crime hat sich die Band nach einer fünfjährigen Laufzeit 1995 aufgelöst. Den Post-Hardcore der späten 1990er hätte es ohne Drive Like Jehu definitiv nicht gegeben.
Yank Crime wurde am 26. April 1994 via Interscope Records veröffentlicht.
At The Drive-In - Acrobatic Tenement
Mit Fugazi und Drive Like Jehu fiel der Begriff Post-Hardcore zum ersten Mal im Kontext eines ganzen Genres. Mitte der 90er waren diese Bands bereits eine halbe Dekade lang in jedem Club der Vereinigten Staaten zu sehen. Genug Zeit verging, dass Bands angefangen haben, sich an diesem neuen Punk Sound zu orientieren. Es war Zeit, das Genre weiter zu bringen. At The Drive-In haben sich dieser Aufgabe definitiv erfolgreich gestellt. Im Jahre 2000 brachten sie ihr Magnum Opus Relationship Of Command auf den Markt. Kurz darauf implodierte die Band und teilte sich in The Mars Volta und Sparta auf. Die Wenigsten kennen At The Drive-In für ihr Debut Acrobatic Tenement, als Omar Rodriguez-Lopez noch kein Gitarrist, sondern Bassist der Band war. Acrobatic Tenement ist wohl das einzige Post-Hardcore Album ohne verzerrte Gitarre, da Jim Ward fälschlicherweise beim Aufnehmen dachte, dass die Takes nicht im finalen Master verwendet werden.
Acrobatic Tenement wurde am 18. August 1996 via Flipside veröffentlicht
Glassjaw - Kiss Kiss Bang Bang
Dass Post-Hardcore nahe mit Emo verwandt ist, sollte klar sein. Eine der wegweisendsten Bands in dem Bereich ist Glassjaw: ein Duo bestehend aus Multiinstrumentalist Justin Beck und Sänger Daryl Palumbo, welcher den "whiny" Emo Gesang pioniert hat. Die Debut EP Kiss Kiss Bang Bang ist fernab jeglicher Reife, die sie mit ihrem vorletzten Album Worship & Tribute (2002) präsentierten. Dennoch ist zu erkennen, wie sich hier ein spezieller, eigener Sound entwickelt. Ein Markenzeichen des Post-Hardcores: Es gibt keine wirklichen Genre-Grenzen, und jeglicher Versuch Bands mit diesem Übertitel einzuordnen scheitert kläglich. Das ist mit allen Bands auf dieser Liste so. Während Bands wie Drive Like Jehu einen grunge-igeren Sound haben, orientiert sich Kiss Kiss Bang Bang mehr an traditionellem Hardcore. Straight edge, Baby!
Kiss Kiss Bang Bang wurde 1997 via 2 Cents A Pop veröffentlicht
Refused - The Shape Of Punk To Come
Wir vollenden unsere heutige Reise mit Schweden – äähh, ich meine Refused – Welche wahrscheinlich mit Fugazi die einflussreichste Post-Hardcore Truppe ist. Frag jegliche deiner Lieblingsbands: Alle lieben dieses Album. Und dabei war der initiale Erfolg so niedrig, dass sich die Band während ihrer schlecht besuchten US-Tour aufgelöst haben. Danke Napster & Limewire fürs Verbreiten dieses Albums. Jeder Song ist ein Powerhouse. Die Einflüsse greifen von Electronica bis hin zu Jazz, währenddessen es im Kern (höhö) immer noch Hardcore ist.
The Shape Of Punk To Come wurde am 27. Oktober 1998 via Burning Heat Records veröffentlicht.