Stooszyt

Darf ich das essen? - So viel Politik steckt hinter deinem Lieblingsgericht

Von wo kommt ein Gericht? Wann ist eine Speise authentisch gekocht? Kann ich meine Leibspeise einfach so bezeichnen wie ich es will? Mit diesen Fragen haben wir uns heute auseinandergesetzt. Das Essen, das wir täglich zu uns nehmen ist nähmlich oft komplexen kulturellen und politischen Prozessen unterworfen. Mehr erfährst du im ganzen Beitrag. 

Shakshuka ist auch in Europa immer wieder bei Brunches anzufinden. In Israel wird der Paprika/Tomateneintopf mit pochierte Eiern als Nationalgericht bezeichnet. Die Ursprünge liegen aber in Nordafrika. In den 1950er Jahren führten es maghrebische Jüd*innen im relativ jungen Staat Israel ein. Richtig populär wurde das Gericht aber erst in den 90er-Jahren. Ähnlich wie Schawarma, Hummus oder Falafel ist Shakshuka heute extrem beliebt in Israel. So weit so gut.

Nur argumentiert der Politikprofessor Joseph Massad, dass die Bezeichnung dieser Gerichte als “israeli” kolonialer Gewalt gleichkomme. Auf der anderen Seite gehören Jüd*innen seit tausenden von Jahren zu der Bevölkerung im arabischen Sprachraum und hatten Teil an der Kultur, die diese Gerichte geboren haben. Massad argumentiert, dass es ihm nicht um das Recht von Israeli gehe diese Gerichte zu kochen und zu zelebrieren. Es geht um das Narrativ hinter diesen Gerichten, dass mit Bezeichnungen wie “Original Israeli Falafel” entfremdet wird.  

Aber auch das Gericht Borschtsch ist Teil eines kulturellen und politischen Konflikts: denjenigen zwischen Russland und Ukraine. Beide Länder nennen die Suppe, die aus Randen besteht, als ihr jeweiliges nationales Erbe und dies führt zu Spannungen.  

Ein Gericht welches von Polen und Rumänien über die Ukraine, Belarus und Litauen bis nach Russland serviert wird. Während der Sowjetzeit wurden viele kulturellen Elemente der zahlreichen Länder homogenisiert und als gemeinsame sowjetische Kultur präsentiert. Und genau so auch Borschtsch.  

Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 beanspruchten die post-sowjetischen Staaten Russland und Ukraine Borschtsch als Teil ihrer eigenen Kultur.  

Die Herkunft von Borschtsch ist tatsächlich nicht ganz geklärt. Beide Länder führen die Ursprünge auf das Kiewer Rus, einem Reich, aus dem die heutigen Staaten Ukraine, Russland und Belarus hervorgegangen sind. Es war ein mittelalterliches Grossreich, das im 9. bis 13. Jahrhundert existierte. Ukrainer*innen zufolge wurde Borschtsch erstmals 1718 im ostukrainischen Charkiw erwähnt.  

Für die Ukraine trägt Borschtsch eine nationale Identität sowie Stolz. Traditionell besteht Borschtsch aus Randen und Weisskohl, besitzt aber auch regionale Unterschiede. Nichtsdestotrotz ist Borschtsch auch stark in Russland verbreitet und wird als ein traditionelles Gericht gewertschätzt.  

2022 beantragte die Ukraine bei der UNESCO die Aufnahme von Borschtsch in die Liste des immateriellen Kulturerbes. Das Suppengericht wurde von der UNESCO als ein schützenwerter Bestandteil der ukrainischen Esskultur erklärt. Seit des Krieges, welcher im Februar 2022 begann, ist Borschtsch ein Gericht, welches kulturell gefährdet ist. Diese Entscheidung der UNESCO stärkte das nationale Selbstbewusstsein und die kulturelle Identität der Ukraine während des Krieges.  

 

Weitere Episoden

Alle Episoden anzeigen →
Wir verwenden Cookies um die Performance unserer Website zu messen. Möchtest du diese Cookies akzeptieren?