Berichte über Menschenrechtsverletzungen und unwürdige Arbeitsbedingungen schmälern die Vorfreude auf die WM in Katar oder die Olympischen Winterspiele in Peking. Neu ist das nicht. Schon die Vergabe der WM vor zehn Jahren sorgte für Unmut. Dennoch, ändern kann man dies nun nicht mehr. Oder?
Unter dem Slogan #BoycottQatar2022 formieren sich Fussballfans, welche die WM in Qatar als "dem Fussball unwürdiges Turnier" bezeichnen. "Es werden so viele Gebote der sportlichen und politischen Fairness verletzt, dass es uns unverantwortlich erscheint, an diesem Ereignis teilzuhaben, ob als aktiver Sportler*in, Funktionär*in oder nur als TV-Zuschauer*in", heisst es auf ihrer Website. Sie rufen dazu auf, keine Produkte von an der WM beteiligten Firmen zu kaufen, oder auf Publicviewing zu verzichten. Ebenfalls soll die Deutsche Nationalmannschaft nicht an der WM teilnehmen.
"Die WM jetzt zu Boykottieren würde pragmatisch gesehen nichts ändern. Die Diskussion um die Missstände hätte vor der Vergabe stattfinden müssen", sagt Dr. Petra Tzschoppe im Interview.
Sie ist Sportsoziologin- und Historikerin an der Universität Leipzig und seit 2014 Vizepräsidentin für Frauen und Gleichstellung des Deutschen Olympischen Sportbundes.
"Nach dem Turnier bräuchte es ein Controlling"
Aufgrund der Berichte über die Menschenunwürdigen Bedingungen in Katar konnte bereits eine Verbesserung der Lage erreicht werden. "Im Sport geht es darum, die Länder zusammenzubringen und sich im friedlichen Wettstreit zu begegnen. Boykotte sind nun eben nicht das Mittel, bei dem es darum geht andere zu achten. Deshalb ist auch hier Dialog besser als Boykott", so Tzschoppe.
Laut der Expertin müsste man nach dem ein Turnier stattgefunden hat ein Controlling einführen, damit die verschiedenen Dimensionen der Nachhaltigkeit auch über einen langen Zeitraum eingehalten werden. Offiziell gibt es dieses jedoch noch nicht.
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Und hier kannst du in einem Bericht nachlesen, weshalb Schweigen so oder so keine Option mehr ist.