Trojaner

Deine nächste Therapie könnte ein Chatbot sein

Chatbots, die als ein Ersatz für Psychotherapie dienen - solche Slogans erfahren mittlerweile einen exponentiellen Aufschwung. Auch wenn solche Aussagen sehr überspitzt sind - gibt es trotzdem die Möglichkeit, dass solche Chatbots etwas bringen? Und welche Gefahren stecken dahinter?

Wir haben mit Therapeutin und Forscherin Dr. Laura Vowels darüber gesprochen:

Chatbots, die Psychotherapien ergänzen, werden bereits seit 10-20 Jahren verwendet, erklärt Laura Vowels. Diese sind jedoch nicht wie ChatGPT gestaltet, sondern haben klare Regeln und vorprogrammierte Antworten vor sich, welche von den echten Therapeut*innen vorgegeben sind.

Bei Patient*innen, die milde Symptome von Depressionen oder Angststörungen aufzeigen, seien solche Programme bereits eine gute Unterstützung - sobald es aber um Personen geht, die schwere Symptome und Risiken aufzeigen, seien Chatbots ausser Frage. Solche Risiken erkennen, sei für Chatbots nämlich nahezu unmöglich.

"We have these horror stories of A.I. that becomes possessive or gives advice that isn't helpful or can even be harmful"

- Dr. Laura Vowels | Therapeutin und Forscherin an der Universität Lausanne


So sei es gefährlich, wenn eine Person zu abhängig von einem solchen Chatbot wird - auch in Therapien im echten Leben sei das ein grosses Thema, doch das Risiko könne bei Chatbots nochmals grösser sein, da sie rund um die Uhr erreichbar sind.

Laura Vowels betont aber klar: In der Forschung und der Praxis gäbe es noch keine expliziten Daten, welche zeigen, ob solche Chatbots tatsächlich funktionieren und als Ergänzung - oder gar als Ersatz - dienen können. Aus eigenen Erfahrungen sehe sie aber, dass einige Patient*innen solche Chatbots sogar als empathisch und durchaus hilfreich ansehen.

Mit dem Thema von Chatbots, die als Psychotherapien dienen sollen, kämen auch immer philosophische Fragen auf:

"Is humans with humans better, or humans with technology?"

- Dr. Laura Vowels | Therapeutin und Forscherin an der Universität Lausanne


Letzteres scheine für viele Personen definitiv dystopisch - gegenüber einer künstlichen Intelligenz mehr Vertrauen zu haben, als zu einer echten Person, klinge noch immer fern von unserem menschlichen Verständnis. Trotzdem ist Laura Vowels der Meinung: Wenn solche Chatbots richtig genutzt werden und auch vertrauenswürdig funktionieren, sei eine angemessene Anwendung sicherlich gut vorstellbar.

Es sei das erste Mal, dass Chatbots ein ähnliches Level wie Therapeut*innen erreichen können. Menschen können - mit gewissen Gefahren, die im Blick gehalten werden müssen - eine Beziehung zu diesen Chatbots aufbauen, welche einem menschlichen Verhältnis zu Therapeut*innen ähnelt. Trotzdem ist ein grosser Teil der Psychotherapie definitiv der interpersonelle Austausch, welcher in unserem momentanen Verständnis wohl nicht ersetzbar ist.

Die Zukunft sieht Laura Vowels aber gefüllt mit Chatbots dieser Art. Dass sie Therapeut*innen ersetzen, erwartet sie aber nicht - das Endergebnis sei womöglich viel mehr eine Koexistenz von Chatbot und Therapeut*in.

Weitere Episoden

Alle Episoden anzeigen →
Wir verwenden Cookies um die Performance unserer Website zu messen. Möchtest du diese Cookies akzeptieren?