Das Intravinyl wagt wieder einmal den Schritt auf die andere Seite des Eisernen Vorhangs. Es erwarten dich abgespacete Sounds aus der ungarischen Psychedelia der 60er- und 70er-Jahre, aber auch catchy Beat-Tracks, inspiriert von den tänzerischsten Melodien der ungarischen Volksmusik. Die besten Songs aus dem Gulaschkommunismus und deren Entstehungsgeschichten erwarten dich in der vollen Sendung.
Die ungarischen Beatles
Anders als in vielen sozialistischen/kommunistischen Ländern des damaligen Ostblocks genoss Ungarn nach dem großen Volksaufstand 1956 ein entspanntes soziales Klima. Nach dem Motto: «Wer nicht gegen uns ist, ist mit uns» duldete das Regime unter János Kádár auch die Entwicklung der Rockmusik. Inspiriert von den Klängen westlicher Radios und in den Osten geschmuggelter Platten gründeten sich in den 60er-Jahren die ersten Beat-Bands. Die größte unter ihnen wurde Illés. Vermarktet als «ungarische Beatles» ging diese Band 1970 auch in Großbritannien auf Tour. Bei einem Interview mit der BBC gaben sich die Bandmitglieder kritisch gegenüber dem ungarischen Regime. Die Folgen: Eine 8-monatige Auftrittssperre in Budapest. Die Band antwortete darauf mit dem Album Human Rights, einem Beat-Oratorium, das als Ode an die Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit verstanden werden sollte. Das Werk wurde der amerikanischen Freiheitsaktivistin Angela Davis gewidmet.
Ohh! Mega!
Was im Westen die Diskussion Blur vs. Oasis oder Rolling Stones vs. Beatles war, war im Ungarn der Beat-Ära die Rivalität zwischen Illés und Omega. Während Illés in den 70ern an Beliebtheit verlor, entwickelte Omega ihren Sound weiter und hatte ihren kreativen Höhepunkt Mitte der 70er-Jahre. Internationale Bekanntheit erlangte die Band erstmals mit dem Lied Gyöngyhajú lány (deutsch: Perlenhaarmädchen). Ein träumerischer Track über eine Frau, die die Macht besitzt, dem Himmel sein Blau und der Erde ihr Grün zurückzugeben. In der DDR wurde Gyöngyhajú lány von Schlagerstar Frank Schöbel und in der BRD von den Scorpions gecovert. Mit dem Song machte Omega den ersten Schritt weg vom tänzerischen Beat hin zu psychedelischeren Klängen. Diese Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt im Space-Rock-Meisterwerk Time Robber von 1976, dem bis heute meistverkauften ungarischen Album. Das unbestrittene Highlight des Albums sind die ersten drei Tracks, die nahtlos ineinander übergehen und eine abgeschlossene Suite bilden.
Playlist
Sarolta Zalatnay - Fák, virágok, fény
Kati Kovács - Szólj rám, ha hangosan énekelek
Sarolta Zalatnay - Nem várok holnapig
Sarolta Zalatnay - Hol jár az eszem?
Illés - Még fáj minden csók
Illés - Miért hagytuk, hogy így legyen?
Illés - A bolond lány
Illés - Te kit választanál
Illés - Színes ceruzák
Illés - Eltávozott nap
Omega - Gyöngyhajú lány
Omega - Tízezer lépés
Omega - Napot hoztam, csillagot
Omega - Időrabló
Omega - Ablakok
Locomotiv GT - Valaki mondja meg
Locomotiv GT - Neked írom a dalt
Locomotiv GT - Egy elfelejtett szó
Zsuzsa Koncz - Jelbeszéd
Zsuzsa Koncz - Ne kérdezd
Illés Együttes - Ne sírjatok, lányok!
Omega - Don't Keep On Me Waitin'
Zsuzsa Koncz - Ki mondta