In den 60er-Jahren erfahren indische Traditionen im Westen plötzlich große Beliebtheit. Abseits von Yogakursen und indischem Essen finden auch Klänge der indischen Musik ihren Platz im amerikanischen Mainstream. Die Beatles und die Rolling Stones bauen die Sitar in ihre Songs ein, und der Raga Rock entsteht – eine Form der Rockmusik, die sich an die Klangfarbe indisch-klassischer Musik annähern will. Aber auch in Indien üben westliche Musikströmungen einen starken Einfluss aus. In dieser Sendung widmen wir uns genau dieser Facette des kulturellen Transfers: indische Musiker*innen, die in ihren Songs traditionelle Aspekte mit westlichen Popeinflüssen vermischen. Mehr erfährst du in der vollen Sendung.
Real Classy
Die indische klassische Musik taucht seit rund 2000 Jahren in vedischen Texten auf. Eine Musikform, die stark auf Improvisation aufbaut, dabei aber dennoch gewisse Regeln und Strukturen pflegt. Musikalische Traditionen werden vom Guru (Meisterin) an den Shishya (Schülerin) weitergegeben. So entstanden über die Jahrhunderte verschiedene Gharanas, oft familiär bedingte Musikerinnen-Netzwerke, mit ihren eigenen musikalischen Stilen und Tendenzen. Auch aus einer solchen Musikerinnendynastie stammte der Sitarspieler Ravi Shankar. Dieser war ab den 60er-Jahren maßgeblich verantwortlich für die Popularisierung der indischen klassischen Musik im Westen. Zusammen mit dem amerikanischen Violinisten Yehudi Menuhin nahm er zum Beispiel 1967 das Album West Meets East auf, welches den beiden einen Grammy einbrachte und Ravi Shankar auch im Westen zu großem Erfolg verhalf. Die indische klassische Musik wurde vor allem in der Psych-Rock-Szene bewundert. Ravi Shankar hielt jedoch Zeit seines Lebens Abstand von diesem Genre. Anders sein Neffe Ananda Shankar, der in den 60er-Jahren nach Kalifornien zog und dort unter anderem eine enge Freundschaft mit Jimi Hendrix schloss. Sein Debütalbum ist das Produkt eines Psychedelic-Rock-Fanatikers mit klassisch-indischer Ausbildung. Virtuose Sitarklänge prallen auf verzerrte Gitarrensounds und treibende Drums.
Bollywood im Umbruch
Ananda Shankar blieb mit seinem wilden Fusionsound eine Ausnahme in der indischen Musikszene. Jedoch bildeten sich in den großen indischen Städten bald auch eigene Hardrock- und Psych-Szenen. In Clubs spielten Fans privat importierte Platten aus dem Westen, zum Beispiel im Peacock Palace in Mumbai, wo bald auch indische Bands auf der Bühne standen – darunter The Combustibles oder Atomic Forest. R.D. Burman, Sohn des berühmten Filmkomponisten S.D. Burman, war ein begeisterter Besucher dieser Konzerte. Später baute er Einflüsse aus dieser Szene in seine eigenen Filmkompositionen ein. Heute gilt er als großer Erneuerer der Bollywood-Musik. Besonders in Erinnerung bleibt sein Soundtrack zu Hare Krishna Hare Rama. 1971 erschienen, nimmt dieser Film starken Bezug auf die Hippie-Bewegung. Der Sound ist kaleidoskopisch verträumt und unwiderstehlich groovy... check it out...
Playlist
R. D. Burman - The Burning Train Theme, Pt. 1 - Instrumental
Salma Agha - Chumma Chumma
Ravi Shankar - An Introduction to Indian Music
Ravi Shankar - Dadra
Ananda Shankar - Light My Fire
Ananda Shankar - Jumpin' Jack Flash
Ananda Shankar - Metamorphosis
Ananda Shankar - Raghupati
Asha Bhosle - Dum Maro Dum, Pt. 1
Asha Bhosle - Duniya Mein Logon Ko, Pt. 2
Lata Mangeshkar - Yeh Kahan Aa Gaye Hum
Usha Uthup - Doston Se Pyar Kiya - From 'Shaan' / Soundtrack Version
Usha Uthup - One Two Cha Cha Cha - From "Shalimar"
Rupa - East West Shuffle
Rupa - Moja Bhari Moja
Glass Beams - Mirage