Krass Politic

Das Netzwerk vom "Marsch fürs Läbe"

Roe v. Wade, der Grundsatzentscheid von 1973 der den Schwangerschaftsabbruch in den USA national garantierte, wurde letztes Jahr vom obersten Gerichtshof umgekippt und Florida ist kurz davor, Abtreibungen zu rekriminalisieren. Auch Polen hat nach Jahrzehnten eines liberaleren Rechtes auf Schwangerschaftsabbrüche unter der gegenwärtigen Regierungspartei das Abtreibungsrecht stark eingeschränkt.

Währenddessen haben es hierzulande die beiden Initiativen, die darauf zielten, Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren oder einzuschränken, nicht geschafft, die nötigen Unterschriften zu bekommen.

Sieht es also in der Schweiz rosiger aus? Nicht wirklich, meint Miriam.

Miriam hat schon das "feministische Hochschulkollektiv von Luzern" mitgegründet, Demonstrationen organisiert und ist nun Teil einer unabhängigen, feministischen Recherchegruppe von FINTA-Personen ist, die zum Ziel hat, das Netzwerk und Verbindungen vom "Marsch fürs Läbe" in die Zentralschweiz zu untersuchen.

Der "Marsch fürs Läbe" ist ein Verein von Abtreibungsgegner*innen und auch eine Demonstration die jährlich in Zürich stattfindet. So auch diese Woche.

Wir konnten Miriam für ein Interview in unserer Sendung willkommen heissen und durften sie ein wenig über diese neue Recherchegruppe und das Thema Abtreibungen generell ausgefragt. 

Die Resultate der Recherchegruppe wurden bisher noch nirgends veröffentlicht.

Das Gespräch

Miriam meint es sei essentiell daraufhinzuweisen und aufzuzeigen, wie vernetzt der Verein "Marsch fürs Läbe" ist und auch welche Trägerschaften dahinterstehen. Gerade auch für uns in Luzern, welche gern meinen, der "Marsch fürs Läbe" sei nur in Zürich oder wenn mensch gar meint, das sei einfach nur eine kleine, irrelevante Minderheit: Die Gruppe ist gut vernetzt national wie auch international, wie uns Miriam erklärte.

Weiter wehrt sich Miriam dagegen, die Demonstration vom "Marsch fürs Läbe" als einfache Ausübung der Meinungsfreiheit zu betrachten, ist es doch ein Eingriff in die körperliche Souveränität und Freiheit, eine Beschneidung der Rechte, welche schliesslich gar zu mehr Todesfällen führen würde. Denn es sterben weltweit bereits 80'000 Menschen aufgrund improvisierten und unprofesionellen Schwangerschaftsabbrüchen: Diese Todesfälle sind einfach verhinderbar.

Miriam wirft hier der Abtreibungsgegnerschaft vor, ideologisch zu sein und dabei sich gar nicht für die Personen und ihr Leben zu interessieren und Kinder, darunter auch Kinder mit Trisomie 21 zu instrumentalisieren, wenn sie ohne Zustimmung auf Schildern am "Marsch fürs Läbe" gedruckt werden.

Was wiederum bedeutet, dass hinter der Ideologie von "pro-life", wie sich Menschen die gegen Abtreibungen sind, gerne nennen, keine "humanistische" oder rein religiöse Ideologie steckt, sondern eine patriarchale Überzeugung, die gebärfähige Personen, Frauen wie queere Menschen einschränken möchte. Miriam umschreibt diese Überzeugung unter anderem als den Versuch "Frauen wieder hinter den Herd zu spannen".

Für Miriam sind die Personen hinter dem "Marsch fürs Läbe" also keine "Spinner", keine Fundamentalist*innen, sondern Ausdruck und Reaktion einer patriarchalen Gesellschaft in welcher wir noch immer leben.

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