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Das Phänomen USA: Paranoia, eine Parallelwelt und das Böse

Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, das Land der höchsten Inhaftierungsrate, das Land, welches seit seiner Entstehungsgeschichte beinahe permanent im Krieg steckt, die alleinige militärische Supermacht seit über 30 Jahren und wohl das Zentrum unserer Popkultur, ganz einfach das Land der Widersprüche: Amerika.

Vieles was wir aus den USA mitbekommen, ist entweder einfach Popkultur wie Musik und Filme oder es wirkt auf uns enorm fremd. So sicher auch die Tatsache, dass eine Person wie Donald Trump Präsident werden kann. Im verzweifelten Versuch die Politlandschaft der USA zu verstehen, haben wir Christina Cavedon konsultiert. Sie ist USA-Expertin, hat Englische Sprache und Linguistik, Filmwissenschaften und Kunstgeschichte studiert und arbeitet momentan an der Universität Luzern. Weiter befasst sich schon seit etwa 20 Jahren mit der zeitgenössischen Kultur in den USA.

Mit ihr haben wir versucht so einen kleinen Werkzeugkasten bereitzustellen, um damit die gegenwärtige Politik in den USA zu verstehen.

Das "neue Israel", das Experiment und Reagan

Es lässt sich wohl wie so oft sagen, dass die Generationen der Vergangenheit und ihre Geister schwer auf den Lebenden lasten: 

Wichtig für das "weisse Amerika", als eines der zahlreichen Antlitze der USA, ist nach Cavedon sicher einmal der Puritanismus. Diese radikalprotestantische und streng anti-katholische Strömung aus England, welche gegen Ende des 17. Jahrhunderts in die Kolonien flüchtete. Dort bevölkerten sie dann das, was durch sie auch Neuengland genannt wird, was für sie ein "neues Israel" war. Der Puritanismus war geprägt von einer Paranoia, immerhin wurden sie auch verfolgt, aber auch vom Gefühl des "auserwählt-seins" im Angesicht einer kommenden Apokalypse.

Weiter wichtig ist auch die civil religion in den USA. Diese beinhalten das Selbstverständnis als erste gelebte Demokratie und die unumstössliche Freiheit. Hier geht es allerdings nicht um eine Religion wie im Christentum, sondern um den Glauben an das Experiment Amerika und die gemeinsamen Werte.

Zuletzt erwähnte Cavedon auch die Deregulierung der Medien unter dem Präsidenten Ronald Reagan im Jahre 1987. Die sogenannte fairness doctrine wurde nämlich verworfen. Bisher mussten grosse Medienhäuser zu den relevanten Themata in der Politik mehrere Seiten zu Wort kommen lassen. Nach 1987 nicht mehr. So entstanden zahlreiche ungefilterte Radio- und Fernsehsendungen, die dann auch stark religiös geprägt waren.

Diese Deregulierung führte dann nicht nur zu FOX NEWS, sondern förderte auch das Entstehen einer christlichen Parallelwelt, welche die bestehende Popkultur einfach nachahmt, aber mit christlichen Inhalten.

Die Verschwörung lauert überall

Die Paranoia des Puritanismus befleckt bis heute die politische Landschaft der USA. Die Verschwörung und somit das Böse lauert immer und überall. Die Bedrohung kann von aussen oder von Innen kommen. Die Grenzen zwischen den Parteien werden hier geebnet, da die Paranoia allgemein herrscht.


Abschliessend kann gesagt werden, dass Trump gar nicht als Unfall, nicht als ein Intermezzo, auch nicht einmal als ein einfaches Symptom betrachtet werden muss, sondern viel eher als die Äusserung einer schon früh vorhandenen, gehegt und gepflegten Tendenz, die Überhand nahm: die Konzentration dessen, was die paranoide Politik Amerikas zu bieten hat.

Im Blog hatte es einfach nicht Platz, um alles niederzuschreiben und dabei ist er jetzt schon viel zu lange, falls Du also mehr wissen möchtest, hör Dir die Sendung an!

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