Social Media ist mehr als Selbstdarstellung?
Die diesjährige JAMESfocus Studie der ZHAW liefert dafür Zahlen, die überraschend für die eine oder andere Person sein könnte. Jugendliche in der Schweiz nutzen Social Media und ihre Geräte in erste Linie nicht "nur" um Selfies zu machen und dann diese dann auf diversen Plattformen zu verbreiten. 57% der Befragten Personen gaben an, dass für sie die Unterhaltung der wichtigste Faktor für die Nutzung darstellt und 46% nennen die Informationssuche als ausschlaggebendes Kriterium an. Im Gegensatz dazu sind nur 4% der Befragten auf Selbstdarstellung aus in den Sozialen Medien.
Hier gibt es den ganzen Beitrag in voller Länge zum nachhören:
Unterschiede in unterschiedlichen Bereichen
Die Studie hat neben Gemeinsamkeiten in Nutzungsmustern auch Unterschiede in Faktoren wie dem Geschlecht oder der Region gefunden. Junge Frauen beispielsweise nutzen Soziale Medien eher für Unterhaltung in Form von Mems, Reels oder Lifestyle-Content. Wohingegen junge Männer vermehrt Gaming-Videos oder Tutorial Anleitungen konsumieren. In der Deutschschweiz ist der Trend hin zur Unterhaltung klar und deutlich in Richtung der Unterhaltung. In der Romandie beispielsweise geht der Konsum häufiger dem Bedürfnis nach Informationen nach.
Jede Plattform hat eine Rolle
- TikTok ist die beliebteste Plattform und auch gleichzeitig am meisten benutzte. Sie bietet kurze und schnelle Unterhaltung für all die Zwischenzeiten, die der Alltag so bietet.
- Instagram kombiniert mittlerweile Spass und News. Man kann bekannten Memeseiten wie 9GAG oder Swissmeme für Unterhaltung folgen oder aber Accounts von SRF News und Watson für Informationscontent oder man verbindet beides.
- BeReal wurde als Alternative zu den bisherigen Social-Media-Plattformen gesehen. Da die App die nutzende Person auffordert im Moment und ohne Täuschungsmöglichkeiten zu posten und sich somit so "real" wie möglich zu präsentieren. Die App hatte ihre Blütezeit vor ungefähr 1.5 Jahren, mittlerweile nimmt die Nutzungszahl immer weiter ab.
- Snapchats Nutzungszahlen bleiben konstant, da Snapchat sich besonders eignet für den Austausch von engeren Freundschaften oder Insider-Gruppen.
- Youtube ist vor allem belebt, wenn es um inhaltlich längeren Content geht. Die Youtube-Shorts Funktion hat versucht, die TikTok-Logik auf die Plattform zu holen, aber trotz relativ hoher Nutzung wird sie nur von Personen genutzt, die ohnehin oft auf Youtube unterwegs sind. Längere Inhalte wären beispielsweise Tutorial- oder Reaction-Videos und auch Nachhilfe-Content für Schulfächer.
Nutzende Jugendliche kombinieren diese Plattformen ganz nach ihrem Geschmack und ihrem jetzigen Bedürfnis. So entsteht eine Art Werkzeugkasten und die Tools zur Bearbeitung werden entsprechend den Bedürfnissen ausgewählt.
Negative Side-Effects
Es sind die Internet-üblichen Übeltäter auf allen Plattformen zu finden. Beispielsweise das Phänomen des Fake News. Sie verbreiten sich unheimlich schnell und weil Algorithmen Inhalte bevorzugen, die Aufmerksamkeit erregen (und nicht unbedingt diejenigen, die Stimmen), werden sie dadurch noch mehr in die Community gepusht. Ein anderes Problem bilden die Filterblasen. Diese sorgen dafür, dass innerhalb einer Community oder einer Gemeinschaft nur eine bestimmte Perspektive eines Sachverhalts betrachtet wird. Gleichzeitig werden andere Ansätze ignoriert oder sogar abgelehnt. Dadurch resultieren unterschiedliche "go-to-actions". Auch passive Nutzer und Nutzerinnen werden mit dem Leben anderer Personen ständig konfrontiert und verglichen.
Möglichkeiten und Perspektiven
Soziale Medien bieten neben Schattenseiten auch wichtige gesellschaftliche Funktionen. Beispielsweise sind Vernetzungen über unvorstellbare Grenzen hinweg möglich. Ausserdem bieten die Plattformen Informationen für die jungen Menschen in ihr beliebten Formaten und Logiken. Ausserdem bieten sie für junge Nutzerinnen und Nutzer ein Ort der digitalen Selbstbestimmung und Selbstinszenierung - kreative Ausdrucksmöglichkeiten der eigenen Person ist möglich. Auch die Politik oder Schulen können potenziell von der Nutzung profitieren. Lehrpersonen nutzen heute schon Tutorial-Videos für Themen, die sie selbst nicht so gut verstehen oder es eine andere Person schlicht simpler erklären kann. Politische Bewegungen sind auch auf die Möglichkeiten der Mobilisierung durch die Sozialen Medien angewiesen um spontan und organisiert vorzugehen.
Entscheidend ist der Begriff der Medienkompetenz. Es ist essentiell richtige von falschen Informationen unterscheiden zu können, wissen, wann der Konsum das eigene Wohlbefinden einschränkt oder Quellen zu überprüfen. Wer in den sozialen Medien reflektiert unterwegs ist, kann die positiven Seiten mit Vergnügen geniessen.
 
                     
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
            