Im Internet findet man viele Untergangsszenarien - von der Sonne bis zum Internet können dort Theorien für jegliches Szenario gefunden werden. Bezüglich des Untergangs des Internets gibt es allerdings auch Anzeichen in der realen Welt, die diese Behauptung leider stützt. "Splinternet", zusammengesetzt aus den Wörtern "Split" (Englisch für Spalten) und "Internet", beschreibt die zunehmende Isolierung des globalen Netzes in einzelne Teilsysteme mit oft regionalem Bezug. Bekannte Player im "Splinternet" Game sind Nationen wie China, Russland und Iran. Treiber für diese Entwicklungen sind oft das Streben nach Macht über das Internet oder Zensur.
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Alles Spagat(etti) oder was?
Splinternet ist in den Fachkreisen auch als Fragmentierung des Internets bekannt. Es beschreibt die Situation, in der das offene und globale Netz in kleinere Teilnetze abspaltet. Dabei können diese Teilnetze voneinander getrennt sein oder auch überlappend sein. Folgen davon sind staatlichen Zensurversuche, unterschiedliche technische Standards (siehe USB-C Streit zwischen EU und USA), länderspezifische Gesetze oder auch digitaler "Kampf". Nationen, oft mit autoritärem Hintergrund, streben nach "digitaler Souveränität" und wollen sich aus dem globalen und offenem Markt zurückziehen. Der Austausch über diese Teilnetzwerke funktioniert oft nicht mehr so reibungslos wie in "einem" grossem Netz und bringt somit zu einer neuen Art von Erfahrung des Internets.
Was heisst das im Klartext?
In Europa muss man sich für den Moment keine grossen Sorgen machen. Aus einer global-gesellschaftlichen Sicht ist es jedoch eine Niederlage. Die Schweiz, aber auch die EU zeigen ein grosses Commitment gegenüber dem offenen Internet. Aber langfristig kann man mit einigen Einschränkungen rechnen. Beispielsweise kann der Zugriff auf gewisse Inhalte aus gewissen Regionen der Welt nicht mehr aufgerufen werden, da sie sich aus dem globalen Netz zurückgezogen haben. Ausländische Websites, soziale Medien oder Online Dienste wären dort schwer zu erreichen. Konsumentinnen und Konsumenten von Online Diensten können je nach dem Standort, wo sie sich befinden, andere Nutzererlebnisse erleben. Da aufgrund der Fragmentierung lokale Gesetze sich unterscheiden und somit zu unterschiedlichen Möglichkeiten und Diensten führen. Für Menschen aus dem Wirtschaftssektor kann die zunehmende Fragmentierung die grenzüberschreitende Kommunikation schwieriger machen. Auch die Möglichkeit für Cyberangriffe nehmen in einer gespaltenen Internetwelt zu, denn Angriffe können in Teilsystemen schwieriger nachverfolgt werden und verschwinden somit in die Komplexität der Entropie.
Chancen, Risiken und Zukunft
Die Trennung in verschiedene, voneinander unabhängige Netzwerke zieht mehrere Folgen mit sich. Einerseits würde es den Datenaustausch einschränken und somit unterschiedliche Nutzererfahrungen zur Folge haben. Für uns in der Schweiz würden sich diese Auswirkungen wahrscheinlich nicht sofort drastisch zeigen. In längerer Sicht jedoch könnten Einschränkungen im Zugang zu globalen Inhalten, eine zunehmende Regulierung und Fragmentierung von Online-Diensten, eine mögliche Zunahme von Cyber-Sicherheitsrisiken, sowie ein indirekter Einfluss auf die Meinungsfreiheit und den Informationszugang spürbar werden.
Trotz den Downsides kann man auch gewisse Vorteile daraus ziehen. Das Streben nach digitaler Souveränität ist an sich nichts Verwerfliches. Auch die Förderung lokaler Innovationen oder lokaler Systeme kann vorteilhaft für den Standort sein. Die potenziell bessere Anpassung von Online-Diensten an lokale und spezifische Bedürfnisse kann ein weiterer Vorteil sein. Leider überwiegen die Risiken zum heutigen Zeitpunkt eher und die Einschränkung des freien Informationsflusses ist ein grosses Problem. Dieses Problem kann von Zunahme von Cyberangriffen bis hin zu Behinderung von internationalem Handel viele Gebiete betreffen.