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Wenn es In-Game schöner ist als im Real-Life
Gamer, welche ihr Herzblut und eine Menge Zeit in die verschiedensten Videospiele hineinstecken, haben ausserhalb der Gamingkultur ein schwieriges Standing in der Gesellschaft. Sie werden in den 90er Jahren verschieden dargestellt, nur praktisch immer in einem schlechten Licht.
Nun Jahrzehnte später ist Gaming so alltäglich und allgegenwärtig, dass kaum jemand nicht ab und zu am Gamen ist. Und Gaming ist lang nicht mehr Nische, sondern wird als cool angesehen. Heute ist klar, welche positiven Aspekte Gaming für junge Menschen hat, doch überschatten sie auch das potenziell Negative?
Ab wann man süchtig nach Videogames ist erzählt uns Sandra Glaus. Als Suchtberaterin bei Klick, der Fachstelle für Sucht in Luzern, begleitet sie täglich Süchtige. Darunter auch Personen, die mit einer Onlinesucht oder einer Computerspielsucht zu kämpfen haben.
Wir sind anfälliger süchtig zu werden, als je zuvor. Die Zugänglichkeit von Games, die immer ausgereifteren Spielmechaniken, bei denen du am Ball bleiben musst, um den maximalen Dopamin-Kick zu erhalten und dann kommen noch Elemente von Glücksspiel dazu. Letzteres, diese sogenannte "Gamblification" mit Lootbox-System, Battlepass, In-Game-Währung usw. hat erschreckend viele Parallelen zu (Online) Casino mit sogenannten Slotmachines.
Dass Menschen süchtig werden gehört somit auch zum Erfolg eines Games. Deswegen sind bekannte Dopaminauslöser für die Industrie gewollt und werden grosszügig eingesetzt. Diese Dopamin-Kicks gelten als klare Suchtmacher. Davon erzählt uns auch Sandra Glaus.
"Alles, was irgendwie Spass macht, gibt ein angenehmes Gefühl"
Dieses angenehme Gefühl möchten die Spieler*innen immer und immer wieder erleben. Die Sucht ist nicht mehr weit entfernt. Als problematisches Verhalten, hält Sandra Glaus fest, gehört erstens der Kontrollverlust dazu. Damit ist vor allem die Spielzeit und die Häufigkeit gemeint. Zweitens ist die Abhängigkeit ein Thema. Wenn es ohne nicht so schön ist wie mit. Und drittens, wenn man von seiner eigenen Realität flüchtet.
Alt + F4
An dem Punkt, an dem Menschen so süchtig sind, dass sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, spricht man von hochproblematischem Verhalten. Wenn diese Personen nicht vom Spiel wegkommen, erklärt Sandra Glaus, könnte ein Entzug Thema werden. Durch einen kontrollierten, begleiteten mentalen Reset könnten Betroffene wieder mit ihrer Realität ohne ihr Suchtspiel konfrontiert werden.
Am wichtigsten ist also, dass es gar nicht so weit kommt. Zum Glück gibt es einiges, was man präventiv machen kann. Sandra Glaus spricht von sogenannten Schutzfaktoren und Risikofaktoren.
"[...] Dass man dem bewusst wird. Einen achtsamen Umgang mit dem Gamen, sich vielleicht Regeln aufstellen: Wie oft will ich gamen und wie lang?"
Auf der anderen Seite stehen die Risikofaktoren. Dabei sollte dir durch Erfahrung klar sein, für welche Mechaniken du anfällig bist und dort dann besonders gut hinschauen solltest, dass du nicht in eine Suchtfalle gerätst.