Webdesign vor 20 Jahren
Ohne HTML oder CSS Code zu kennen und wissen, wie diese anzuwenden sind, konnte man vor 20 Jahren nicht so einfach eine eigene Webseite erstellen. Schliesslich war das Prinzip überhaupt eine Online Präsenz zuhaben noch nicht so etabliert, wie das heute der Fall ist. Einen Einblick in die Geschichte von Webdesign konnte uns Andrzej Koch geben.
Im Jahr 1998 gründete er mit einer Handvoll Mitarbeitenden die Firma enter5 in Luzern, eine der ersten Webdesign-Firmen der Schweiz. Tatsächlich scheinen Andrzejs Erlebnisse aus heutiger Sicht sehr unterhaltsam und gewissermassen unvorstellbar zu sein.
Eine Chance aus der Not
Andrzej Kochs Firma enter 5 wurde ins Leben gerufen, nachdem er einen Unfall hatte. Einen offenen Schädelbruch - 21 Tage im Koma - Die Invalidenversicherung meint 100% Arbeitsunfähig. Für Andrzej war das eine Chance. Er brachte sich HTML coden bei. Und die Versicherung gab ihm Geld, mit dem es ihm möglich wahr überhaupt eine Firma zugründen.
"Wer dabei sein will, muss einfach einen Computer haben."
So hat sich eine kleine Gruppe an Menschen zusammengefunden. Unteranderem der Luzerner Künstler Davix, ein Grafiker und auch Andrzejs Bruder Pawel Koch, der Programmierer ist. Und es ging nicht Lange bis der erste grosse Kunde da war: Eine damalige Buchhandlung aus Ebikon mit dem Namen Räber.
"Heute kann jeder einen Einkaufskorb implementieren und jeder kann eine Kreditkarten-Anbindung machen [...] Früher hat das alles Pawel Koch programmiert in Java."
Aus heutiger Sicht würde Andrzej übrigens auch selbst Website-Builder wie Wordpress brauchen. Damals sah das anders aus. Wordpress sei damals richtiger "Schrott" gewesen.
Unserer Meinung nach ist bei all den Pros, die solche Website Builder haben, ein Nachteil da. Designer*innen haben es wahrscheinlich schwerer. Webseiten scheinen ähnlich auszusehen. Es gibt viele Templates, also Vorlagen und auch Trends.
Buchstabensuppe-Kachel-Hintergrund-Design
Navigation mit Button im sogenannten Header und Designs von Hintergründen im klaren einheitlichen Farbschema und simple Fonts kommen oft sehr Einheitlich daher. Das störte mit der Zeit auch Andrzej Koch. Früher hat er mit enter 5 etwas mehr ausprobiert, wenn das die Kundin wollte. Für die Buchhandlung Räber hatte der Grafiker Davix eine Idee, auf die sie damals sehr stolz gewesen sind.
"Also haben wir Teigwaren (Buchstabensuppe) gekauft und haben diese auf dem Scanner eingescannt [...] Und daraus haben wir einen Kachel-Background gemacht."
Für das spezielle Design bekamen sie sogar einen Award: Best Of Web-Award für die Schweiz.
Webseiten "Telefon"-Bücher
Mit einem Besuch in einem Internet-Café in Zürich beginnt die Idee von Andrzej Koch aus Luzern eine Webdesign-Firma zu gründen. Eine Erinnerung an diese Zeit, welche aus heutiger Sicht mit Suchmaschinen im Browser unvorstellbar ist, sind die gelben Telefonbücher. Nur waren diese nicht dazu da Telefonnummern ausfindig zumachen.
"Es hatte 10-20 Ordner gegliedert nach Branche von Amerika importiert und so konnte man Internetadressen heraussuchen."
Aus heutiger Sicht unvorstellbar waren auch die Kund*innen nicht Internet affin. So meinten sie, dass sie keine E-Mail Einbettung bräuchten, weil sie auf Fax setzen oder Kund*innen, die sich nach dem @-Zeichen erkundigen. Es war damals wohl einfach eine andere Zeit...