Der Sommer macht ein Comeback
Am Donnerstag noch verregnet und eine Schlammschlacht, versprach der Doppel-Regenbogen am selben Abend, dass der Sommer ein Comeback machen wird. Und so war es auch: Freitag und Samstag lieferten sich ein Sonnenschein-Battle.
Unsere Highlights der Bad Bonn Kilbi 2025 in Düdingen:
Von Gedichten zur Musik: Das ist Beaks

Beaks, gebürtig Anna Francesca, lebt und arbeitet in Wien. Ihre Musik entsteht fast ausschliesslich nur mit ihren Freund*innen in Österreichs Hauptstadt, denn dort gebe es keine Konkurrenz, alle seien füreinander da, der «einzige Weg, um zu wachsen».
Sie schreibt schon seit langem Gedichte und hat vor zwei Jahren zur Musik gefunden: Minimalistisch, was ihre Instrumente anbelangt, doch geladen in ihrem Sprech-Gesang.
An die Bad Bonn Kilbi kam sie eine Woche nach ihrer ersten Headline-Show. Die war nicht etwa in Wien, sondern in New York City. Auch das ist Beaks: international vernetzt.
Sopraterra: «Die letzten Sekunden, bevor man denkt zu sterben.»

Magda Drozd und Nicola Genovese bilden zusammen das Duo Sopraterra. Sie verbinden mittelalterlich klingende Instrumente mit modernen Sounds. Eine Verbindung zwischen Zeitreise und in ausserirdischen Gedanken schweben.
Wenn man den einen kleinen Fehltritt macht und denkt jetzt könnte alles vorbei sein. Wenn das Leben, wie in einem Film, vor dem inneren Auge vorbeizieht. So klingt das Debüt-Album «Seven Dances to Embrace the Hollow» von Sopraterra. Ein Moment, der objektiv das Schlimmste bedeutet. Jedoch ist ein solcher Rückblick mit viel Nostalgie verbunden, welche einem warm ums Herz fühlen lässt.
Ohne Camping, kein Festival?
Wir haben uns an Tag zwei auf dem Campingplatz der Bad Bonn Kilbi 2025 herum gehört:
Firsttimer treffen auf Oldtimer: Alle kommen für die Vielfalt der Artists, der Menschen und der Bühnen. Egal ob sie dem Regen trotzen oder die Sonne suchten, geniessen stand definitiv auf dem Programm.
Sven, Wunder aus Stockholm

Joel Danell, aka Sven Wunder, macht wunderbare Soundtracks für Filme. Oder für eine Liftfahrt, die man nicht enden lassen will. Oder für eine Reise in die Türkei, nach Japan, oder in die tiefe Nacht. Vielschichtig, instrumental, aber definitiv Jazz.
Der Vater Jazzmusiker holte grosse amerikanische Künstler zu sich in den Keller und der kleine Joel mittendrin. Ob vorherbestimmt oder nicht, dass Wunder beim Jazz landete, das passt – kein Wunder.
(Das Interview entstand in Zusammenarbeit mit Stefan Degen von Radio X).
Von Schwefelbädern und Staumauern - A Brief History of Bad Bonn
Die paar Sekunden bis zum Ausverkauf verschlafen, dann im queerfeministischen Lesekreis bei einem Hafermilch-Matcha-Latté doch noch ein Ticket ergattert, und schon kann es losgehen! Das Outfit inspiriert von deiner Lieblings-Pitchfork-Journalistin, die Docs sind zugebunden, die Socken hochgezogen. Hauptsache, dein Crush aus dem Postcolonial-Studies-Seminar sieht dich. Das Lieblingsfestival aller linksversifften Schweizer Cuties läuft wieder an. Das war aber nicht immer so. Wir schauen in die Geschichtsbücher. Dort riecht es eher nach Schwefel und Schinken. Den lieblichen Rauch selbstgedrehter Zigis sucht man vergebens. Was bedeutet Bad Bonn, und was hat das alles mit gesprengten Kurbädern und Staumauern zu tun? Mehr im ganzen Beitrag.
"Manchmal schauen wir auch einfach ein bisschen von der Dampfzentrale ab" - Bad Bonn Booker Duex im Interview

Mit einem zufriedenen Schmunzeln im Gesicht streicht Duex durchs Festivalgelände. Das Käppi im Gesicht, die Hand ausgestreckt für die nächste Umarmung. Seit den Anfängen in den 90ern entscheidet Duex über das Programm der Kilbi. Inzwischen bekommt er dabei Unterstützung von Mitverschwörer Maisch. Früher habe er, erinnert sich Duex, noch die ganzen drei Tage durchgemacht. Nun aber käme er immerhin auf etwa fünf Stunden Schlaf pro Nacht. Der Anspruch: ein Line-up, das fordert, verwirrt und an keiner Stelle langweilig wird. Im Zentrum steht die Liebe zu einzigartigen Live-Erlebnissen und eine ausgeprägte Gastfreundschaft. Dass sich die eingeladenen Künstlerinnen wohlfühlen, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass Musikerinnen auch in den Tagen nach ihrem Gig noch Konzerte an der Kilbi besuchen. Die diesjährigen Geheimtipps des Bad Bonn Bookers gibt’s im ganzen Beitrag.
Feministische Punk Ekstase mit Forsissies

Seit vier Jahren machen Forsissies mit ihrer chaotischen Energie die Bühnen Frankreichs und Belgiens unsicher. Sich anzufeinden mit dem Publikum, vor allem mit männlichen Festivalbesuchern, gehört dabei zu ihrem Markenzeichen. Sie zerstören, hinterfragen und verwirren. Misogyne Ausdrücke werden zu ermächtigenden Selbstzuschreibungen, technische Unreinheiten zum ästhetischen Element. Die entscheidende Zutat der musikalischen Autodidaktinnen: geplante Spontanität. In den Auftritten lassen sie sich viel Raum für Unerwartetes und nutzen jeden vermeintlichen Fehler als neue Chance. Die Texte sind facettenreich und politisch, geschrieben aus einer selbstreflexiven Perspektive. Es geht um Wut und Schmerz, aber auch Liebe und sexuelles Verlangen. Gesungen wird auf Englisch, Französisch und Flämisch. Letztere Sprache eignet sich laut der Band besonders gut für etwas versautere Textzeilen.
Forsissies ist auch einer der Geheimtipps des Festival-Bookers Duex. Er selber habe sie noch nie live erlebt, vertraue aber dem guten Wort, das Bekannte über die Band abgelegt haben. Tatsächlich kann mensch bis heute Forsissies nur live erleben. Eine erste EP sei aber auf dem Weg, versichert uns die Band. Wir bleiben gespannt!
Visualizing Emotions - Vanessa Bedoret im Interview

Eyes ist das erste Album der französischen Klangkünstlerin und Violinistin Vanessa Bedoret. Musikliebhaberinnen dürfte der Name aber schon etwas länger bekannt sein. Inzwischen in London zu Hause, machte sie sich einen Namen mit ihrer Zusammenarbeit mit bekannten Artists wie Standing on the Corner oder Astrid Sonne, mit der sie auch vor einiger Zeit das erste Mal in der Schweiz am jurassischen Spiegelberg Festival spielte. Nach all diesen Projekten suchte sie die Einsamkeit – so steht sie auch heute noch stets alleine auf der Bühne.
Tatsächlich ist Eyes das Resultat ihrer ersten Solo-Show. Die Tracks entstanden eigens für die Performance. Als sich dann die Auftrittsmöglichkeiten häuften, entstanden immer mehr neue Stücke. So entstand der Titeltrack der Platte zuerst nur aus einem improvisierten Opening für den Song Eternal. Ein anderes Stück – Transition – war ursprünglich nur ein Übergang zwischen zwei bereits komponierten Tracks. Vanessa interessiert sich in erster Linie für Texturen und Klanglandschaften. In ihrem Schaffen versucht sie, Emotionen zu verarbeiten und zu übermitteln. Texte manifestieren sich erst sehr spät in ihrem kreativen Prozess. Wörter braucht sie auch eher als ein zusätzliches Instrument – sie sei nämlich alles andere als eine Poetin.
Zimtschnecken vermischt mit Nostalgie, das ist Acopia

Die Australische band Acopia war dieses Wochenende das erste Mal in der Schweiz. Direkt abgetaucht nach Düdingen an die Bad Bonn Kilbi. Mit ihrer Musik, die einem in einen regnerischen Herbsttag mit dem Geruch von Zimtschnecken und Kaffee abtauchen lässt, bleiben sie sicher einigen noch in Erinnerung.
"Ich denke, wir sind alle 90s Kids." Das sagten Lucky und Kate, Mitglieder von der Band Acopia im Interview. Genau deshalb verbirgt sich in vielen ihrer intimen Songs etwas Nostalgie, die Sie an ihre Kindheit erinnern. Vor allem im Track und im Musikvideo von "Holding On" spürt man diesen Vibe extrem. Am 12. September kommt ausserdem ihr neues Album "Blush Response" heraus, woran sie jetzt 3 Jahre gearbeitet haben. Das Album wird intensiver und ausserdem werden wir auch auf Luckys Stimme treffen. In einigen vorab Veröffentlichungen konnte man schon in das Album hinein hören. Im Interview erhielten wir jedoch schon einen kleinen Spoiler bezüglich des neuen Albums. Wie die Band Acopia zusammengefunden hat und was ihre Show Rituale sind, das erfährst du im ganzen Interview:)
Franz Treichler ist ein junger Gott
 Franz Treichler von The Young Gods an der Bad Bonn Kilbi 2025 | Bild: Radio 3FACH
Franz Treichler von The Young Gods an der Bad Bonn Kilbi 2025 | Bild: Radio 3FACH
Seit 40 Jahren gibt es die Band The Young Gods und in jeder Phase der Bandgeschichte war Franz Treichler ein Teil davon. In 40 Jahren Bandgeschichte haben einige Veränderungen stattgefunden, mit ihrem neusten Album Appear Disappear begeisterten sie ihre Stans und auch neue Fans. Das Album wird von der Kritik gelobt, treue Fans, welche die Band seit Jahrzehnte verfolgen, freuen sich vor allem, dass sie mit diesem Album zurückkehren zum Sound aus ihren Anfängen Ende der 80er Jahren. Wie Franz zu diesem Statement steht, erfährst du direkt im Interview.
Wem Young Gods nichts sagt, hat sich noch nicht lange genug mit alternativer Musik aus der Schweiz befasst. Seit 1985 hat die Band immer mal wieder für Bewunderung gesorgt von zahlreichen Musikfans. In ihren Anfängen sorgten sie für Aufsehen, da sie Gitarren gar nicht live und echt benutzten, sondern für damalige Verhältnisse kontroverse Lösungen benutzten; das Samplen. Inzwischen haben sich die Zeiten geändert. Es gibt mehr Akzeptanz und die Musikgeschichte hat einen Wandel durchgemacht, so auch die Band The Young Gods. Die inzwischen um die 60-jährigen Bandmitglieder hatten diverse Genres bereits abgedeckt und machten zwischenzeitlich zum Beispiel auch Ambientmusic. Dabei verliert die Band nach wie vor nicht ihren Zeitgeist und bleibt jung, was auch heute ein breites Publikum und verschiedene Generationen zusammenbringt und vereint.
 
                     
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
             
            