Sprechstunde

"Ziit esch da. Fraueschtimmrächt Ja"

Mit dem Slogan "Ziit esch da. Fraueschtimmrächt Ja" wurde im Jahr 1970 für das Frauenstimmrecht geworben. Mit Erfolg: Am 25. Oktober 1970 wurde mit einem Ja-Anteil von 63% die Vorlage für das Frauenstimmrecht im Kanton Luzern angenommen. 

Diesem 50-jährigen Jubiläum widmet das Historische Museum Luzern eine Sonderausstellung mit dem Titel "Eine Stimme haben". Diesem Titel wird die Ausstellung gerecht, da sie nicht nur dieses historische Datum betrachtet, sondern auch die 50 Jahre vor- und nachher in den Fokus stellt.

Teppichklopfer und 'Nuggi'

Bereits in den Jahrzehnten vor der Abstimmung im Kanton Luzern setzten sich viele Bürger*innen für das Frauenstimmrecht ein. Sie argumentierten insbesondere damit, dass die Schweiz zu diesem Zeitpunkt eines der letzten Länder in Europa ohne Frauenstimmrecht war. Die Plakate jener Zeit zeigen beispielsweise eine gelbe Europakarte, mitten drin die Schweiz als schwarzer 'Schandfleck' von Europa.
Doch auch das Lager der Gegner*innen argumentierte emotional: Man befürchtete, dass mit dem Frauenstimmrecht der Haushalt zu kurz kommen und die Kinder verwahrlosen würden. Ausgedrückt wurde diese Sorge mit Teppichklopfern und dreckigen 'Nuggis' auf den politischen Plakaten, welche im Historischen Museum Luzern zu sehen sind.

Flowerpower für das Frauenstimmrecht

Mit dem Wirtschaftsboom der Nachkriegsjahren und der 68er Bewegung erhielt auch das Anliegen des Frauenstimmrechts einen neuen Aufschwung. Die Befürworter*innen versuchten in dieser Zeit jedoch gekonnt die Furcht vor der starken und unabhängigen Frau zu beseitigen. Mit blumigen Motiven und Kindern, welche den Vater auffordern "Ja" zu stimmen, probierte man zu zeigen, dass auch die Frau ihren Platz in der Politik verdient hat. Den Sorgen einer 'Vermännlichung' der Frau und 'Verweiblichung' des Mannes versuchten die Befürworter*innen bewusst zu begegnen. 

Gleichberechtigung?

Am 25. Oktober 1970 führte der Kanton Luzern als einer der ersten Kantone das Frauenstimmrecht ein. Nur wenige Monate später folgte bereits die schweizweite Abstimmung, welche dieses Recht zur politischen Mitbestimmung und Mitgestaltung auf Bundesebene einführte. Ist die Geschichte in der Ausstellung "Eine Stimme haben" nun fertig und die politische Teilhabe Aller gesichert? 

Schön wär's... Das Historische Museum Luzern zeigt in der Ausstellung der Kuratorin Sibylle Gerber, dass Sexismus und Bevormundung die schweizerische Politik noch Jahre lang prägten und der Kampf um politische Teilhabe ist auch heute noch nicht ausgefochten.

Welche historischen Eckpunkte das Frauenstimmrecht in Luzern ermöglicht haben und wie dies in der Ausstellung gezeigt wird, erklärt die Kuratorin Sibylle Gerber im Podcast: 


Die Ausstellung "Eine Stimme haben" vom Historischen Museum Luzern ist vom 23.10.20-29.08.21 geöffnet. Diverse weitere Veranstaltungen und Plattformen widmen sich dem Jubiläum "50 Jahre Frauenstimmrecht Luzern". 

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