Sprechstunde

Müllers abgesetzt

Nach nur einer Folge (von geplanten vier) muss die Theaterproduktion "Müllers" eingestellt werden. Das Geld fehlt, meint das Luzerner Theater. Hat sich das Traditionshaus verrechnet? Nein. Die Absage der Theatersitcom ist Auswuchs systematischer Probleme der Kulturförderung. Diese scheint nicht zu verstehen, wie die Branche funktioniert, die sie fördern soll.

Die Müllers sind eine durchschnittliche Familie: Vater, Mutter, Kind. Naja, manchmal wohnt eben Boris Johnson bei ihnen. Oder Wilhelm Tell. Denn die Müllers leben auf der Bühne, als Figuren einer Sitcom. "Müllers" heisst diese, und läuft seit drei Staffeln erfolgreich mit jeweils vier Folgen und stets wechselnden Gästen. Die Müllers arbeiten so die Themen auf, die die Welt bewegen. Zuerst im Südpol, dann zogen sie für die dritte Staffel um, ins Luzerner Theater.  Im Interview hat uns der Autor der Müllers, Christoph Fellmann, erklärt wie es dazu gekommen ist:

Nach den beiden gut besuchten Vorführungen der ersten Folge, wurde der Stecker gezogen. Die Show der Familie Müller wird abgesetzt. Um das Projekt zu realisieren war die Kompanie auf Gelder der öffentlichen Hand angewiesen. Dies wollte der Kanton nicht mehr geben, weil der Spielort Luzerner Theater bereits genug Subventionen erhalten würde. Blöd nur, das "Müllers" nicht vom Luzerner Theater kommt. Die Kompanie hinter dem Projekt kommt aus der freien Szene, sie haben also keine Festanstellungen mit ihren Spielorten. Vom Luzerner Theater wurde bloss der Raum und Sachleistungen bereitgestellt, knapp 30% des Budgets. 

Seit längerem gibt es den Wunsch, die freie Szene mehr ins Programm des Luzerner Theater zu integrieren. Mit den Müllers ist dieser Versuch aber gänzlich gescheitert. Denn für die längste Zeit wurde den Kulturschaffenden erzählt, das versprochene Geld würde kommen. Es würde keine Probleme geben, der Spielort würde kein Grund sein die Förderungsbeiträge zu streichen. Zu dem kahm es aber, dummerweise erst als die Müllers schon auf der Bühne waren. Für das Luzerner Theater ist das peinlich, die freien Mitarbeiter*Innen stehen jetzt ohne Lohn da.

Christoph Fellmann findet, dieser Fall ist beispielhaft dafür, wie die Kulturförderung Luzerns die freie Szene nicht versteht und hofft, dass daraus gelernt werden kann.


Weitere Episoden

Alle Episoden anzeigen →
Wir verwenden Cookies um die Performance unserer Website zu messen. Möchtest du diese Cookies akzeptieren?