Sprechstunde

"Spagat" findet das Politische im Alltag

"In der Schweiz musst du als Kind das Menschenrecht auf Bildung wahrnehmen und zur Schule gehen. Gleichzeitig darfst du aber als Sans-Papier nicht hier leben. Das führt zu einem Paradox, das mich interessiert hat."

So erklärt der Luzerner Regisseur Christian Johannes Koch, wie er an die Thematik der Sans-Papiers herangeführt wurde. Sein Langspielfilmdebüt "Spagat" beschäftigt sich mit einem Beziehungsgeflecht, in das auch ein Vater und seine Tochter ohne Aufenthaltsbewilligung verstrickt sind.

Weil die junge Ulyana ein Kopfhörer-Paar klaut, kommen sie und ihr Vater Artem in Kontakt mit den Behörden. Sie drohen aufzufliegen und müssen abtauchen. Die Lehrerin Marina hilft ihnen dabei und nimmt Ulyana bei ihrer Familie auf. Jedoch nicht nur aus Humanismus: Sie führt mit Artem eine Affäre, die sie vor ihrem Ehemann geheim hält.

"Das Politische liegt in den Handlungen der Menschen"

Sans-Papiers in der Schweiz sind gezwungen, ein Leben im Verborgenen zu führen. Darum weiss man wenig Genaues über die Anzahl Sans-Papiers und ihre Leben in der Schweiz: zwischen 80'000 und 300'000 Menschen ohne Aufenthaltsbewilligung leben und arbeiten hier illegal. Angesichts (mindestens) mehrerer Zehntausend Menschen ist jedoch klar: Die prekären Leben der Sans-Papiers lassen sich nicht als Einzelschicksale abtun. Dahinter steckt ein strukturelles und gesellschaftliches Problem.

Da stellen sich die uralten Fragen: Wie verpackt man ein grosses politisches Problem in einen lebensnahen Film? Was macht einen Film denn überhaupt politisch? Für Christian Johannes Koch ist klar: "Das Politische liegt immer in der Handlung der Menschen." Die politische Dimension äussert sich in den persönlichen Beziehungen.

Auf diese Beziehungen legt "Spagat" seinen Schwerpunkt. Doch besteht dadurch die Gefahr, dass daraus ein einfacher Liebesfilm statt ein politischer Film wird? Regisseur Christian Johannes Koch beantwortet die Frage im Interview:

"Spagat" feiert am 24. Juni den Kinostart. Am 19. Juni findet eine Vorpremiere in Sursee statt, wo Teile des Films gedreht wurden. Am 23. Juni gibt es eine weitere Vorpremiere im Kino Bourbaki Luzern. Diese Vorpremiere findet im Rahmen der Aktionswoche zum Thema Asyl und in Zusammenarbeit mit der Kontakt- und Beratungsstelle für Sans-Papiers Luzern statt. Nach dem Film folgt eine Diskussion mit Maria Holl (Co-Stellenleiterin, Kontakt- und Beratungsstelle für Sans-Papiers Luzern), David Roth (SP) und dem Regisseur Christian Johannes Koch. 

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