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Kultur des Wegschauens - Eine Kirchgemeinde setzt ein Zeichen gegen Missbrauch

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Missbrauch in der katholischen Kirche ist schon lange kein neues Thema mehr. In den letzten Tagen haben die Diskussionen jedoch eine neue Dimension erreicht. Auslöser war der vor zwei Wochen veröffentlichte Bericht eines Forschungsteams der Universität Zürich. Dem Team wurden die Archive aller sechs Schweizer Bistümer geöffnet, während die Schweizer Nuntiatur verschlossen blieb. Das Ergebnis: Bislang konnte das Team 1002 Missbrauchsfälle zwischen 1950 und der Gegenwart feststellen.

Für viele waren diese Neuigkeiten zwar nicht überraschend, aber dennoch erschütternd. Als erste Kirchengemeinde in der Schweiz setzt die katholische Gemeinde Adligenswil nun ein Zeichen gegen die Kultur des Wegschauens. Die jährlichen Kirchensteuerbeiträge, die eigentlich an das Bistum Basel fließen sollten, werden ab sofort auf ein Sperrkonto überwiesen. Dies soll so bleiben, bis das Bistum vier Forderungen der Gemeinde akzeptiert. Adligenswil fordert die Einrichtung unabhängiger Untersuchungen, Meldestellen und Archive, in denen professionelle, nichtkirchliche Fachleute für eine gerechte Aufarbeitung und Meldung von Missbräuchen sorgen können. Außerdem verlangen sie Einsicht in die Nuntiatur, die offizielle diplomatische Vertretung des Vatikans in der Schweiz. Diese Forderungen und die Zurückhaltung der Kirchensteuer werden in Adligenswil positiv aufgenommen. Auch die Forderungen nach einem generellen Kulturwandel in der katholischen Kirche stoßen auf Zustimmung. Dazu gehört die Abschaffung des Zölibats und die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche. Wie Monika Koller Schinca, die Kirchenratspräsidentin von Adligenswil, mitteilt, sind die männliche Machtkultur und die unterdrückte Sexualkultur in einem Zusammenhang mit den Missbrauchsvorfällen zu sehen.

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