Sprechstunde

Männern zusehen

Andrés Roca Rey ist Stierkämpfer. Wir sehen ihn als erstes in seinem Auto auf Tour, schweissgebadet. Er ist eine ruhige Person. Sein Team umgibt ihn ständig, beinahe  umzingelt es ihn. Und mit dem Team das Summen vom Chor einer Männlichkeit.

Zu diesem Thema werden im Film unendlich viele Fragen aufgeworfen. Fragen, die schwer auszuhalten sind. 

Müssen wir Mitleid haben mit Andrés, wenn er vom Stier angegriffen wird, wenn er es doch ist, der wählte, Stierkämpfer zu sein? Wie ist es möglich, dass eine ausdrucksstark tänzelnde Person in einem aufwändig paillettenbestickten Kostüm Symbol für Stärke und Männlichkeit ist? Wo sind die nicht-cis-Männer in diesem Film? 

Abseits der Stierkampfarena erleben wir eine ganz andere Version des stolzen Kämpfers: Andrés Roca Rey ist ruhig, zweifelnd. Wir erleben ihn beim An- und Ausziehen seiner Kostüme, beim Begutachten seiner Wunden. 

Tardes de Soledad gibt den kurbelt ein Nachdenken an über Männlichkeitsbilder und Machtdynamiken an. Lange Sequenzen, wenig Ton, schöne Aufnahmen: der Film fällt kein Urteil für uns. Er lässt uns in der Hin- und Hergerissenheit zwischen faszinierendem Brauchtum, zarten Beziehungen aber auch Gewalt und Einsamkeit hängen. 

Wenn du Lust hast, dich diesem Spannungsfeld auszusetzen, dann kannst du den Dokumentarfilm Tardes de Soledad im Stattkino schauen. 

Weitere Beiträge

Alle Beiträge anzeigen →
Wir verwenden Cookies um die Performance unserer Website zu messen. Möchtest du diese Cookies akzeptieren?