Zentrum des Geschehens ist der Tahrirplatz in Bagdad. Dieser war einst eine utopische Besetzung, belebt von buntem Zusammenleben. Nach und nach werden die friedlichen Proteste aber gewaltsam bekämpft. In diesen Kämpfen bewegen sich die Protagonist*innen Milo und Khalili.
Regisseurin Maja Tschumi hat die beiden Aktivist*innen begleitet und gemeinsam mit ihnen Wege gesucht, eine Geschichte zu erzählen, die in der Schweiz oft ungehört bleibt. Mit ihrer westlichen Aussenperspektive geht Maja Tschumi vorsichtig um. Es entsteht ein enges Zusammenarbeiten und Entwickeln mit den Protagonist*innen Milo und Khalili.
Milo kann ihr Zuhause nur verlassen, wenn sie sich heimlich wegschleicht. Ihr Vater hält sie zu Hause fest. Proteste sind für Frauen wie sie viel weniger zugänglich. Immortals zeigt auf, dass Frauen, bevor sie Forderungen an den Staat stellen können, zuerst den Kampf gegen das Patriarchat kämpfen müssen.
Regisseurin Maja Tschumi war also mit der Frage konfrontiert, wie das Wegnehmen von Frauen aus dem öffentlichen Raum, und somit deren Fehlen, filmisch sichtbar gemacht werden kann. Für den Erzählstrang von Milo finden sie ein Reenactment als Lösung. Roh und sehr aufgeladen erleben wir, wie Milo verschwindet und wieder auftaucht, mit der Gewissheit: wenn sie den Irak nicht verlässt, wird sie sterben.
Einen ähnlichen Blick auf den Tod hat Khalili. Auch er ist die Stimme einer Generation, die im Krieg aufgewachsen ist. Ein Leben lang hat er sich als Aussenseiter gefühlt, bis er begann, die Proteste mit seiner Kamera festzuhalten.
Siebzig Stunden Videomaterial hatte Khalili für Maja Tschumi bereit. Darunter sind auch gewaltsame Aufnahmen von Strassenkämpfen. Die Gewalt, die so real im Irak geschah, will Maja Tschumi zeigen, aber auch reflektieren. Es wird in Perspektive gesetzt: während Kahlili auf der Strasse kämpft und filmt, werden Frauen wie Milo von ihren Familien misshandelt.
Dennoch ist in Kahlilis Geschichte eine Dringlichkeit enthalten. Die Kraft, mit der eine junge Generation den Irak verändern möchte, ist eindrücklich.
Auf den ersten Blick fühlt sich Immortals sehr fern von einer schweizerischen Lebensrealität an. Aber Maja Tschumi ermutigt, in ihrem Film nicht nur nach Unterschieden, sondern auch nach Brücken zu suchen.
«Die Revolution im Irak bekämpft einen Neoliberalismus, den es auf der ganzen Welt gibt, der die Schere zwischen Arm und Reich immer grösser macht.», sagt Maja Tschumi.
So sind wir als Filmschauende gefordert, einerseits unsere Privilegien anzuerkennen, diese aber nicht als Grund zum Stillstand zu sehen. Wir leben in derselben Welt wie Milo und Kahlili. Es wirken dieselben Machtstrukturen. Nur zeigen sich diese im Irak ganz anders, mit einer ganz anderen Drastik.
Du kannst Immortals im Stattkino sehen.