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Das war der feministische Streik 2025 in Luzern

Rund 3000 violett gekleidete Protestierende zogen am letzten Samstag durch die Luzerner Altstadt: Es war der 14. Juni – also feministischer Streiktag! Die Forderungen der Teilnehmer*innen waren vielfältig, besonders im Fokus stand allerdings die bezahlte und unbezahlte Care-Arbeit. Doch wieso findet der feministische Streiktag überhaupt am 14. Juni statt? Und wieso heisst es heute feministischer Streiktag und nicht mehr Frauenstreik?

Antworten auf diese Fragen sowie ein Interview mit Aline vom feministischen Streikkollektiv hörst du hier:

Wieso genau der 14. Juni?

Am 14. Juni 1981 wurde die Gleichberechtigung von Frau und Mann mit dem Gleichstellungsgesetz in der schweizerischen Bundesverfassung verankert. Doch mit der Umsetzung dieses Artikels und der tatsächlichen Gleichstellung der Frauen im gesellschaftlichen Leben der Schweiz ging es danach nur schleppend langsam voran. Insbesondere im Bereich der Lohngleichheit blieben grosse Unterschiede weiterhin bestehen. Aus Protest dagegen organisierten der Schweizerische Gewerkschaftsbund und verschiedene Frauenorganisation zum 10. Geburtstag des Gleichstellungsartikels einen nationalen Streiktag. Am 14. Juni 1991 beteiligten sich dann unter dem Motto „Wenn Frau will, steht alles still“ hunderttausende Frauen an Streik- und Protestaktionen. Es war die grösste politische Mobilisierung seit dem Landesstreik 1918 und führte langfristig unter anderem zur Einführung der Fristenlösung (Legalisierung von Abtreibungen) und der Mutterschaftsversicherung.

Impressionen vom feministischen Streik am 14. Juni 2025 in Luzern.

Vom Frauenstreik zum feministischen Streik

Im Lauf der Jahre wandelten sich nicht nur die Forderungen und die Protagonist*innen des Frauenstreiks, auch der Fokus wurde ein anderer. Mit der Umbenennung zum feministischen Streik wollte man zeigen, dass es am 14. Juni um alle FLINTA*-Personen geht. FLINTA* steht für Frauen, Lesben, Intergeschlechtliche, Nonbinäre, Trans und Agender Personen. Ein anderes wichtiges Thema ist heute die Sichtbarmachung und Bekämpfung von Mehrfachdiskriminierung. So ist zum Beispiel eine Transfrau oder eine Frau im Asylsystem anders von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen als eine Cis-Frau mit Schweizer Pass. 

Das Inseli am 14. Juni 2025.

Das forderte der feministische Streik Luzern

Am feministischen Streik stand dieses Jahr besonders die Frage der bezahlten und unbezahlten Care-Arbeit im Vordergrund. Zur bezahlten Care-Arbeit gehören die Pflege und die Kinderbetreuung – beides Berufe, wo Frauen übervertreten sind und schlecht bezahlt werden. Hier forderte der Streik bessere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen und eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie. Auch die Mehrfachdiskriminierung ist in diesem Zusammenhang ein Thema, da viele Migrant*innen in der Pflege arbeiten und gerade hier ein besserer Schutz von Ausbeutung gefordert wird. Unter unbezahlter Care-Arbeit versteht man die Fürsorge für Kinder, die Haushaltsführung und die Pflege von hilfsbedürftigen Angehörigen. Diese Arbeit wird laut dem Bundesamt für Statistik zu 60% von Frauen und nur zu 40% von Männern ausgeübt. Bei der Kinderbetreuung ist dieser Unterschied noch einmal deutlich grösser: Hier leisten Frauen etwa doppelt so viel Arbeit wie Männer. Dementsprechend standen am feministischen Streik in diesem Zusammenhang gleich mehrere Forderungen im Raum. Neben einer fair aufgeteilten Elternzeit zusätzlich zum Mutterschaftsurlaub, genügend bezahlbaren Kitas und bezahlbare Dienstleistungen für Menschen mit Pflegebedarf forderten die Teilnehmer*innen ganz generell mehr Anerkennung und Wertschätzung für Care-Arbeit.

Weitere Forderungen, etwa um die Gewalt an FLINTA*-Personen zu reduzieren, gingen ganz konkret an die Politik: Streikende forderten ein mehrsprachiges Nottelefon für Gewaltbetroffene, das rund um die Uhr erreichbar ist, und den Ausbau und die Finanzierung von Frauenhäusern, Beratungsstellen und Schutzangeboten in allen Zentralschweizer Kantonen. Des Weiteren sollen mehr Frauen, migrantische und queere Personen in politischen Ämtern vertreten sein und politische Entscheidungen generell mehr geschlechtergerecht, antirassistisch und intersektional gedacht werden.

Der feministische Streik 2025 am Schwanenplatz.

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